Lieber kompliziert als einfach
Von Doris Knecht
Immer wenn in dieser Kolumne gekocht wird, spielt es in der Leserbriefen Rambazamba.
über das Kochen
Das Thema, das die Leserschaft zuverlässig spaltet: Nein, nicht Asyl, auch nicht Radfahren oder Schule. Schon auch, aber am konsequentesten schafft es das Kochen. Immer wenn in dieser Kolumne gekocht wird, spielt es in der Leserbriefen Rambazamba. Zuletzt, als hier zur Feier des Herbstbeginns Hühnersuppe zubereitet wurde: Denn nicht nur die Autorin ist überzeugt von ihrer heilenden und tröstenden Kraft.
Das erfreute die einen, und manche von ihnen füllten umgehend den Suppentopf. Andere kochten selbst, weil sie so ein Rezept als Verbrechen erstens am Kolumnismus empfinden. Zweitens am Vermächtnis meines wunderbaren, freundlichen und unerreicht messerscharf formulierenden Vorgängers Herbert Hufnagl, der vor neun Jahren gestorben ist und an den bei dieser Gelegenheit gedacht werden soll. Nicht, dass ihn irgendwer vergessen hätte, er fehlt, immer, und seine Schuhe werden auf ewig zu groß sein.
Trotzdem wird hier weiterhin auch gekocht. Weil die meisten Leserinnen und Leser Kochen als einen wirklich wichtigen Teil des Lebens begreifen, und es wird hier ja nichts wiedergegeben, das nicht ausführlich getestet und gekostet wurde.
So auch diesmal. Der Herbst und das ihm immanente Wetter verleiten dazu, Lebensmittel, die es in akzeptabler bis guter Qualität an jeder Ecke günstig zu kaufen gibt, daheim mit erheblichem Einkaufs- und Zubereitungsaufwand selber herzustellen. Zum Beispiel Brot. Oder Hühnerleber-Paté. Oder Humus, nach dem Rezept von Yotam Ottolenghi. Man muss dafür nur Kichererbsen einweichen, mit Natron kochen, die Schalen abschöpfen und die weichen Erbsen mit Sesam-Paste, Zitronensaft, Salz und Knoblauch pürieren. Manche erzielen dann schon beim vierten Versuch ein Ergebnis, das allmählich die Humusse, die es am Brunnenmarkt an jedem Standl gibt, nicht mehr beleidigt. Dennoch: ein selbst gemachter noch lauwarmer Humus zu frischem Brot macht den Herbsttag schön.
Auch wenn das nicht alle verstehen. Schönen Sonntag.
doris.knecht Doris Knecht