Meinung/Kolumnen/Knecht

Kunst ist Glück

In Kopenhagen haben sie so etwas schon einmal gemacht, in der U-Bahn. In Zürich gab’s etwas Ähnliches: "La Traviata" im Hauptbahnhof – allerdings war diese Aufführung der Zürcher Oper angekündigt.

Anders als das, womit die Wiener Volksoper Ende April Fahrgäste von ÖBB und Westbahn und andere Besucher des Wiener Westbahnhofes überraschte: Einem inszenierten Carmina-Burana-Mini-Flashmob in der Eingangshalle, mitten zwischen Reisenden, Wartenden, Einkaufenden und Personal.

Wobei sich eben zügig zeigte, dass viele von den vermeintlichen Passanten nur verkleidet waren. Zum Beispiel die Frau, die sich am Blumenstand eine Gerbera pflückt, während eine Truppe von vermeintlichen Straßenmusikern ihre Instrumente in Betrieb nimmt: Dann beginnt die Frau zu singen. Und mit ihr weitere Frauen. Und plötzlich singt die halbe Halle. Und die Putzfrauen, die eben noch ihre Karren durch die Szene geschoben haben, schwingen sich auf einmal in die Lüfte, gefolgt von falschen Schaffnern, die wie die Reinigungskräfte in Wirklichkeit zum Volksopern-Ballett gehören. Es ist schön. Sehr sehr schön.

Seit Montag verbreitet sich das Video von dieser Überraschungsaufführung im Netz; mit begeisterten und berührten Kommentaren. Kein Wunder. Es ist nicht leicht, sich das anzusehen, ohne dass einem ein Schluchzen der Rührung entfleucht. Wie hier ganz unerwartet große Kunst in den banalsten Alltag bricht, wie gelangweilte und gestresste Gesichter plötzlich von Freude und Glücksgefühlen überweht werden: Das ist schön und überwältigend.

Gehen Sie auf YouTube, geben Sie "Flashmob Carmina Burana" ein, lassen Sie sich rühren. Und freuen Sie sich ein bissl mit.