Kopenhagenisiert Wien!
Von Doris Knecht
Ein bisschen Kopenhagenisierung kann Wien wirklich gut vertragen.
über Verkehrsplanung
Kopenhagen: Die dänische Hauptstadt wird immer mehr zu einem Symbol für Verkehrsplanung. Radfahrerfreundliche Verkehrsplanung. Kopenhagen!!! Schreckwort für innerstädtische Autofahrer, Kosewort für Radler. Beides gilt auch für: Copenhagenizing, die Kopenhagenisierung der Innenstädte.
Der Blog copenhagenize.com zählt u.a. konstant die von den Kopenhagenern täglich zurückgelegten Fahrradkilometer (Montag um 14.05 Uhr: 704.722): Mittlerweile fahren 41 Prozent der Bevölkerung mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zur Ausbildung; 55 Prozent verwenden ihr Rad jeden Tag.
"Copenhagenizing is possible everywhere" heißt es auf dem Blog: Genau das fürchten viele Wienerinnen und Wiener – obwohl der überwiegende Teil von ihnen ihr Schlafzimmerfenster wahrscheinlich lieber auf einen Radweg als auf den Gürtel hinaus öffnen würde –, weil sie Radfahrer nicht als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer, sondern als (mitunter leider radikale und aggressive) Minderheit erleben.
Ein Gedankenexperiment auf copenhagenize.com gibt allerdings wirklich zu denken. Dabei wurde in verschieden Städten zur verschiedenen Zeiten aus diversen Fenstern auf Straßen hinaus fotografiert und dann die Verkehrsflächen genau nach Nutzung analysiert. Das Ergebnis von "The Arrogance of Space" ist recht eindeutig: In den meisten nicht kopenhagenisierten Städten ist für Pkws die größte Fläche vorgesehen, letztlich befinden sich darauf aber jeweils am wenigsten Personen.
Das ist innerstädtische europäische Normalität, auch in Wien, wo, wie wien.gv.at ausweist, "67,1 Prozent der Verkehrsfläche aus Fahrbahnen" besteht, rund 30 Prozent für Gehsteige und Fahrbahnteiler genutzt wird, und nur zwei Prozent wird für "baulich gestaltete Fußgängerzonen beziehungsweise baulich getrennt ausgebildete Radwege" genutzt wird. Zwei Prozent zu 70 Prozent: Ein bisschen Kopenhagenisierung kann Wien wirklich gut vertragen.