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Kompromisslose Leidenschaft

Gut am Herbst: Kochen macht wieder Spaß

Doris Knecht
über herbstliche Empfehlungen

Gut am Herbst: Kochen macht wieder Spaß. Wenn es kälter wird, sind dampfende Töpfe doch deutlich attraktiver als an Tagen, an denen einen schon das Aufstehen in Akut-Transpiration versetzt. Plus: Das Fernsehabend-Sofa-Fläz-Semester löst langsam, aber unaufhaltsam die Gastgarten-Saison ab.

Meine momentane Lieblings-Netflix-Serie harmoniert dazu perfekt. "Chef’s Table" porträtiert sechs Küchenchefs aus der ganzen Welt, alles Spitzen-Köche mit Sterne-Restaurants, die alle auf ganz unglaublich unterschiedliche und jeder für sich unvergleichliche Weise an das Kochen herangehen. Jede Episode widmet sich einem dieser Köche – fünf, und eine Köchin –, lässt sie dabei ausführlich zu Wort kommen, und zeigt nicht nur, wie diese Küchenchefs arbeiten, sondern vor allem, warum sie so arbeiten:

Was ihre Kunst ausmacht, was sie in der Kindheit prägte, welchen Einfluss ihre Herkunft auf ihre Arbeit hat, rekapituliert schwierige Anfänge, zeigt, mit welcher Leidenschaft sie an Produkte herangehen, wovon sie inspiriert werden, wie sie andere inspirieren, beobachtet sie bei der Arbeit in den Küchen ihrer vollkommen unterschiedlichen Restaurants und im Umgang mit Personal und Gästen.

Und das ist so großartig, weil jeder dieser Chefs auf seine Weise ein Künstler ist und ein Wahnsinniger. Es zeigt, dass Kochen auf diesem Niveau nicht ohne kompromisslose Hingabe funktionieren kann: Magnus Nilson etwa, in seiner Hütte in der schwedischen Pampa.

Oder wenn der Argentinier Frances Mallmann auf seiner patagonische Insel dem Begriff Barbecue eine ganz neue und ziemlich irre Bedeutung gibt. Aber auch, wenn man den New Yorker Dan Barber beobachtet, der zu einem Bio-Brokkoli eine wesentlich innigere Beziehung aufzubauen imstande ist, als zu seiner zweijährigen Tochter.

"Chef’s Table": faszinierend, höchst beeindruckend, herbstlich-warme Empfehlung.