Schöne neue Freunde-Welt
Von Doris Knecht
Es ist ein interessantes, wenngleich nicht besonders gutes Buch.
über "The Circle"
Eines der meistdiskutierten Bücher des Herbstes: "The Circle" von Dave Eggers. Darin beschreibt der amerikanische Schriftsteller einen Neue-Medien-Konzern, dessen Zentrale jener von Google recht ähnlich sieht und dessen Firmenstrategie in etwa der von Apple und Konsorten entspricht. In diesem Konzern basteln junge, hippe Menschen fröhlich an einer besseren Zukunft und verwandeln nette Ideen gewinnbringend in Produkte, die das Leben aller optimieren sollen.
Es ist ein interessantes, wenngleich nicht besonders gutes Buch, was vor allem daran liegt, dass Eggers kein exzeptionell virtuoser Erzähler ist: Er kunsthandwerkt seine Geschichte nach Roman-Schema F herunter, und seine Figuren sind so oberflächlich auf einer Karteikarte skizziert, dass einem ihr Schicksal letztlich einerlei ist. Dennoch lohnt es sich, das Buch zu lesen, denn Eggers denkt das Social-Media-Totalvernetzungsphänomen konsequent bis zum Ende durch. Zum bitteren Ende natürlich, denn dass dieses Buch kein Happy End hat, das fröhlich in eine leuchtende Zukunft weist, in der alle Menschen einander lieb haben, wird schon nach den ersten Seiten glasklar. Und immer winkt Orwells "1984".
"The Circle" erzählt die Geschichte der jungen Mae, die einen begehrten Job in dieser großartigen, modernen, durchgestylten Super-Hightech-Ideen-Fabrik ergattert, in der die Mitarbeiter mit gratis Essen und Wohnung für alle umsorgt werden und es jeden Abend Party gibt. Aber natürlich erweist der vermeintliche Spaß sich bald als Zwang und als Kontrollinstrument, die wunderbare allgemeine Transparenz dient der umfänglichen Überwachung des Individuums, die permanente Überflutung mit immer noch mehr Information im Verbund mit unablässiger Kommunikation der Verhinderung originärer, möglicherweise sozial schädlicher Gedanken.
Immerhin regt das Buch dazu an, die eigenen Social-Media-Konsum doch einmal sehr kritisch zu analysieren. Schöne neue Freunde-Welt: Obacht.