Pädagogische Post
Von Doris Knecht
Pädagogische Weihnachtspost
über ULP
Bevor hier der Eindruck entsteht, wir hätten uns mit ULP generalversöhnt: leider nein. Auch wenn wir loben, dass zu Weihnachten die meisten Karten, Pakete und Packerln von tüchtigen und nun zu Recht erholungsbedürftigen Mitarbeiten rechtzeitig zugestellt wurden.
Wir wollen aber auch die Geschichte von Leser B. erzählen. Ein paar Tage vor Weihnachten rief ihn ein früherer Kollege an, der „schon weit über 80 ist“, wie Herr B. schreibt. Die beiden Herren haben eine kleine Tradition: Der Kollege übermittelt Herrn B. vor Weihnachten postalische Grüße, dieser ruft ihn am Heiligen Abend an, und sie telefonieren miteinander. Diesmal aber sei seine Weihnachtspost mit dem Vermerk „alte Adresse“ an ihn retourniert worden.
Durchaus mit Grund, wie Herr B. schreibt: Die Adresse seines Hauses in einer wachsenden niederösterreichischen Gemeinde habe sich vor Jahren geändert. Seit dort Straßennamen eingeführt wurden, wohnt Herr B. nicht mehr auf Nr. 20, sondern in der Dingsstraße 8. Klein sei die Ortschaft allerdings nach wie vor, berichtet Herr B., eine Recherche ergab: nicht einmal 320 Einwohner. Jeder kenne jeden und bekomme täglich Post. Bürger seines Namens gebe es zwei: seinen Sohn und ihn, der 35 Jahre lang als Lehrer, zehn Jahre davon als Schuldirektor, sowie im Gemeinderat tätig gewesen sei.
Auch in diesem Zusammenhang ist der ULP-Vermerk auf dem retournierten Kuvert interessant. Nicht „Adresse unbekannt“, sondern „alte Adresse“, was bedeutet, dass dem Vermerker Herr B. sowie die Straßenumbenennung bekannt sind und er mittels Zurückschickens eine pädagogische Maßnahme setzen wollte.
Anstatt den Brief Herrn B. einfach zuzustellen. Herr B. fand ein Eigen-Marketing der Post AG, in dem es heißt, ULP biete ihren „Kunden in ganz Österreich hochwertige Produkte und Services in den Bereichen Post, Bank und Telekommunikation“. Die Zustellung von Briefen gehört offenbar nicht grundsätzlich dazu.