Meinung/Kolumnen/Knecht

Je mehr, desto mehrer

Davon lassen wir uns die ersten hochsommerlichen Grillagen dieses Wochenendes nicht versalzen.

Doris Knecht
über das Zu- und Abnehmen

Der Artikel in der "Food-&-Drink"-Abteilung des Guardian macht keine große Freude. Denn Wissenschaftler haben offenbar herausgefunden, dass nicht nur die Kalorien im Essen darüber entscheiden, ob uns das Essen dick macht. Es sind nicht nur die Kohlenhydrate oder das Fett oder der Zucker, sondern es spielen offenbar noch ganz andere Faktoren eine Rolle, ob wir zunehmen oder nicht. Ob wir nämlich zu viel essen oder eher wenig, hängt auch von den Umständen ab, unter denen wir essen.

Schlechte Nachrichten vor allem für die Anhänger sommerlicher Grill-Gelage mit möglichst vielen Freunden: Die sind nun gar nicht gut für die Bikini-Figur. Und zwar nicht so sehr wegen der darin mit Genuss verstauten Würstel und Schweinskoteletts, Ripperln und Kraut-Salate, sondern weil wir offenbar in Gesellschaft mehr essen als allein. Und je größer die Gesellschaft, desto mehrer: "Wir essen 35 Prozent mehr in Gesellschaft einer weiteren Person", heißt es in dem Beitrag, "75 Prozent mehr mit drei anderen und doppelt so viel, wenn sieben oder mehr Personen mit am Tisch sitzen".

Ja, eh: Erstens schmeckt’s in Gesellschaft besser, zweitens isst man länger und ausführlicher, weil es mehr Freude macht. Zudem hat aber auch der Preis des Essens einen Einfluss auf den Appetit, mit dem es verspeist wird – oder auf die Lust, mit der ein Wein getrunken wird: Je mehr Geld man für Essen und Trinken ausgibt, desto besser schmeckt es einem. Klassische Musik erhöht den Genuss weiter. Ebenfalls appetitanregend, aber billiger: Essen, während man sich traurige Filme ansieht. Die verleiten offenbar weit stärker dazu, besinnungslos in sich hineinzufuttern, als Filme, bei denen man sich freut oder amüsiert.

Am wenigsten isst der Mensch laut Guardian offenbar wenn er unter blauem Licht allein vor einem Teller sitzt, der die Farbe des darauf verzehrten Menüs hat. Trotzdem: Davon lassen wir uns die ersten hochsommerlichen Grillagen dieses Wochenendes nicht versalzen. Mahlzeit, möge es maximal munden.