Im Sofakissen-Paradies
Von Doris Knecht
Es herrschte in dem Bus großes Interesse, nicht auf dem Gürtel liegen zu bleiben.
über den kaputten Bus
Der Kleinbus, der gestern zur Stoßzeit auf der dritten Gürtel-Spur im Schritttempo dahinruckelte und Sie zwang, scharf abzubremsen, wild zu hupen und ewig auf eine Möglichkeit zum Spurwechsel zu warten: Das waren wir.
Zu unserer Entschuldigung muss ich sagen, dass wir die Warnblinkanlage eingeschaltet hatten, denn wir taten, was wir taten, nicht aus Tollerei, sondern das Auto zickte. Es hüpfte nur noch. Irgendwas mit der Elektrik. Und es war nicht nur schlecht, dass der Bus kaputt war, sondern extra schlecht, denn er war bis unters Dach vollgestopft mit Sachen, die wir in einem gewissen, Beziehungen und Ehen zerrüttenden blau-gelben Möbelhaus gekauft hatten. Es herrschte in dem Bus großes Interesse, nicht auf dem Gürtel liegen zu bleiben.
Und gute Stimmung, trotzdem und ungeachtet des vorangangenen Einkaufs, weil warum? Es saßen zwei Damen darin, Freundin J. und ich, und wir hatten beschlossen, diesmal den Einkauf in besagtem Möbelhaus ganz ohne Männer zu absolvieren.
Und, ja, es war herrlich. Zwei Stunden zogen wir fröhlich durch die Gänge, es fiel kein einziges böses Wort. Es wurde nicht geflucht, nicht gejammert und nicht zur Eile getrieben. Zwei Mal ging ich von der Gartenabteilung zurück in die Heim-Organisation, ohne dass jemand einen Nervenzusammenbruch bekam, denn das strenge Retourgeh-Verbot, das beim Paar-Einkauf üblicherweise gilt, war aufgehoben.
Als ich wiederkehrte, beschäftigte sich meine Begleiterin friedlich mit der Auswahl von Kerzen, Servietten und Geschenkpapier, Dinge, die noch von jedem heterosexuellen Mann, der je diese Hallen betreten hat, als völlig sinnloses Geld-zum-Fenster-Hinausschmeißen denunziert wurden. Wir besprachen interessiert Sofakissen-Muster und lobten gegenseitig die ausgewählten Windlichter. Es war schön. Und der Bus erholte sich und brachte uns dann doch noch heim. Oh, happy day, so machen wir das jetzt immer.