Hilft gegen alles
Von Doris Knecht
Tragen Karos, kochen, backen, stricken, trinken Tee, essen Suppe.
über Herbst-Dinge
Der Umstand, dass für "altmodisch" kein vernünftiges Substantiv existiert, hindert uns daran, diese Woche zur Woche der Altmodischkeit zu erklären. Es entwickelt sich nämlich genau dazu.
Weil es nach dem monatelangen inoffiziellen schließlich auch offiziell Herbst geworden ist, tun wir Herbst-Dinge. Tragen Karos, kochen, backen, stricken, trinken Tee, essen Suppe. Ihre Autorin hat sich hier schon wiederholt als Hühnersuppen-abhängig geoutet: eine Sucht, die gottlob die Asia-Packerl-Suppen-Sucht abgelöst hat, an der man jahrelang laborierte. Und die aufgrund ihrer geballten Ladung an künstlichen Aromen, chemischen Konservierungsmitteln, Transfetten und anderer Igitt-Chemie gesundheitlich bedenklich sowie ideologisch unvertretbar wurde. Gesund, selbst gekocht, vernünftig, bio, saisonal und regional predigen und dabei Instant-Chemiebrühe löffeln, das geht halt nicht. Also Schluss mit dem Mist.
Die beste Hühnersuppe der Welt, die vietnamesische Pho, wurde hier ja schon einmal zubereitet, heute deshalb klassisch. Halbierte Zwiebel in einem großem Topf braun werden lassen, etwas Pflanzenöl dazu, vom Suppengrün das Gemüse würfeln, das man danach mitessen möchte, anrösten, den Rest im Ganzen dazu werfen, wer will, auch ein Stück Ingwer oder Fenchel. Mit drei bis vier Liter kaltem Wasser aufgießen, ganzes Huhn hinein, salzen, in einem Tee-Sackerl Pfeffer- und Korianderkörner dazu. Ein Stündchen auf kleiner Hitze köcheln, dann in einen anderen Topf seihen, das Hendl abkühlen lassen, auslösen und die Knochen und Karkasse weitere ein bis zwei Stunden in der Brühe kochen. Das Würfel-Gemüse mit dem geschnittenen Fleisch wieder in die Brühe, nicht mehr kochen. Mit Nudeln, Backerbsen oder Bröselknödel mit gequirltem Ei und ein paar Blättern frischem Spinat (eine Minute mitgeköchelt) servieren. Hilft gegen Erkältung, Kater, Liebeskummer und Schulärger.