Meinung/Kolumnen/Knecht

Herzerwärmend logisch, irgendwie

Früher konnten das die Leute schon einmal, dann haben sie es verlernt.

Doris Knecht
über sinnvolles Recycling

Burgenland verschenkt seine Grenzübergänge, weil: werden nicht mehr gebraucht, stehen nur ummadum, vielleicht kann sie ja einer brauchen. Das ist eine schöne Idee. Schön auch, sich auszumalen, wie Männer und Frauen über ihrer Zeitung sitzen, diese Meldung in sich aufnehmen und wirken lassen, indem sie sich nur ganz kurz überlegen, ob sie vielleicht einen Grenzübergang brauchen könnten, und wo sie ihn hinstellerten. Hinten im Garten vielleicht, als Laube. Oder was sie sonst aus so einem Grenzübergang machen könnten.

Die Idee der Burgenländer, die alten Übergänge nicht einfach wie üblich abtragen und entsorgen zu lassen, passt schön in den alten und jetzt wieder neuen Recyling-Trend. Der wiederum ist eine Folge dieser neuen Nachhaltigkeit, die viele Menschen bewusster umgehen lässt mit dem, was da ist, mit den Ressourcen, aus denen es produziert wurde und mit den Belastungen, die entstehen, wenn man es nicht mehr braucht. Denn alles, was man wiederverwertet, macht keinen oder weniger Müll, und für das, was damit hergestellt wird, braucht man keine neuen Ressourcen: Es ist fast naiv logisch. Dennoch: Wie sich ein Freund vor Jahren ein Haus auch aus den Überbleibseln anderer Häuser baute – alten Ziegeln, den alten Fenstern der Dorfschule, der wunderschönen Tür eines uralten, verfallenen Bauernhauses – hat man dem spinnerten Hippie den Vogel gezeigt.

Jetzt wird das langsam normal. Auf der Ottakringer Straße hab ich im Vorbeigehen ein Geschäft gesehen, in dem aus alter Kleidung lässiges neues Gewand genäht wird. In der Süddeutschen gab’s eben eine Fotostrecke über eine Werkstatt in den USA, die aus Schrott-Autos Fahrräder herstellt: Türgriffe werden zu Hebeln, Blinker zu Rücklichtern und mit dem schönen, weichen Leder eines Beifahrersitzes werden Sättel überzogen und Lenkergriffe umwickelt. Herzerwärmend logisch, irgendwie. Und nicht neu: Früher konnten das die Leute schon einmal, dann haben sie es verlernt. Jetzt lernen wir es wieder, gut.