Gehen für Fortgeschrittene
Von Doris Knecht
Gehen ist nach und neben dem Radfahren das neue große Ding.
über Fortbewegung per pedes
Wie schon gesagt: Gehen ist nach und neben dem Radfahren das neue große Ding. Nicht mehr zum Öffi oder vom Auto ins Büro: sondern Gehen als vollwertige Verkehrsteilnahme. Kein Wunder: ist billig und gesund, man sieht viel und kann dabei gut denken. Plus, fast ein Zehntel der mit dem Auto zurückgelegten Wege beträgt weniger als einen Kilometer; das geht man beinahe in der gleichen Zeit, in der man es fährt.
Der Verkehrsclub Österreich hat sich deshalb jetzt der Fußgänger angenommen und von Jänner bis März 2100 Personen ein wenig befragt: Darüber, ob sie mit den Geh-Bedingungen an ihrem Wohnort zufrieden sind, ob sie sich gefährdet fühlen, was sie sich wünschen.
Nun sind die Ergebnisse da: Jeder Dritte ist mit der Fußgänger-Situation unzufrieden, drei Viertel fühlten sich schon einmal von einem telefonierenden Autofahrer gefährdet, 43 Prozent beklagen zu wenig Gehwege in ihrer Umgebung, 69 Prozent finden den Autoverkehr zu schnell, 59 Prozent wünschen sich mehr verkehrsberuhigte Zonen, jeder Zweite wünscht sich mehr Abkürzungen, 37 Prozent wollen öfter zu Fuß gehen als bisher. Klare Sache, eigentlich.
Was der VCÖ leider nicht untersuchte: Wo die Menschen am öftesten und weitesten gehen. Subjektive Untersuchungen in der nahen, am Land wohnhaften Verwandtschaft führten nämlich zum Ergebnis, dass keineswegs dort mehr und regelmäßiger gegangen wird, wo man von Natur, Landschaft und guter Luft umgeben ist, sondern in der Großstadt. Weil man am Land das Kraftfahrzeug meist direkt vor den Gebäuden, in denen man wohnt, arbeitet oder einkauft, abstellen kann, was natürlich verführerisch ist.
Es wird dafür allerdings viel mehr Rad gefahren: Nur zu Fuß gegangen wird weniger, und wenn, dann in Form sonntäglicher Spaziergänge. Was das Gehen leider für viele Heranwachsende zur traumatisch besetzten Strafaktion macht und der Liebe zur Fortbewegung per pedes eher minderförderlich ist. Tja, da muss man drüber; gemma.