Meinung/Kolumnen/Knecht

Die Natur war das jedenfalls nicht

Was noch mehr werden könnte und sollte: die Gemeinschaftsgärten in öffentlichen Parks.

Doris Knecht
über Beete und Gärten

Guten Tag, haben Sie die Beete gesehen? Die Wiener Blumenbeete im Stadtgebiet? So schön waren sie womöglich überhaupt noch nie. Obwohl sie fast immer besonders sind: keine traurigen Stiefmütterchen in Reih und Glied wie in anderen Städten, sondern Tulpen- und andere Blütenmeere in fantastischen Farbkombinationen. Und jetzt finden sich in den Verkehrsinselbeeten lauter kleine wilde, fettgrüne Wiesen, mit verschiedensten Blumen und Stauden, niedrige und hohe, große und kleine, ein famoses, lebendiges Durcheinander, als hätte es von oben Blumenwiesensamen – darunter gelbe Schafgarben und Sommer-Gartensalbei – geregnet. Nur der Farbminimalismus – die Blüten sind ausschließlich gelb und violett – ist ein sichtbarer Beweis, dass hier nicht die Natur und der Zufall eine Wiese schufen, sondern der Mensch. Dass sich Gärtner und Gärtnerinnen etwas ausgedacht haben, und zwar nur zu dem einen, luxuriösen Zweck, das Auge zu erfreuen. Und es ist ein Luxus, dass man in einer Stadt wohnt, die sich derlei leistet, nur damit sich ihre Bewohner im Vorbeigehen erfreuen oder während sie an der Ampel warten, wo zumindest hinter den niedrigen gusseisernen Zäunen nicht nur behübscht wird, sondern gestaltet und mitunter Neues gewagt.

Was noch viel mehr werden könnte und sollte: die Gemeinschaftsgärten in öffentlichen Parks. Noch nicht jeder Bezirk hat einen, und wenn, dann gibt’s derzeit keine Chance auf ein Beet: die Wartelistenplätze gehen überall in die Hunderte. Allerdings kommt es hier sehr auf Bürgers und Bürgerins Initiative an: Wer einen Verein gründet und ein Areal findet, hat sogar Chancen, dass sein Gemeinschaftsgarten-Projekt gefördert wird. Weil, Blumenwiese schön und gut: Paradeiser und Zucchini, Salat, Mangold, Gurken und Melanzani mitten in der Stadt sind eben noch besser. Vor allem, wenn sich die Städter selbst und gemeinsam darum kümmern: Denn der Tag, an dem die erste Gurke aus dem Gemeinschaftsgartenbeet im Park geerntet wird, ist zuverlässig ein guter.