"Bornierte Raucherhetze"
Von Doris Knecht
Rauchen wird in Österreich lang nicht so geächtet wie Nichtrauchen.
über das letzte gallische Raucher-Dorf
Scheint, als käme ein bisschen Schwung in die Nichtraucher-Bewegung. Die Front wird breiter. Der Widerstand dagegen, dass in Österreich noch immer an derart vielen Orten geraucht werden darf, wird größer und auch der Unmut darüber, dass man für Raucherinnen und Raucher viel mehr Toleranz aufbringt als für Nichtraucher. Und mit diesem Unmut wächst das Unverständnis, dass in diesem Land so wenig unternommen wird, junge Menschen vom Rauchen abzuhalten: Dass es bei so vielen Erwachsenen, so vielen Vätern und Müttern kein Bewusstsein dafür gibt, dass sie ihren jugendlichen Töchtern und Söhnen Vorbilder sind und dass ihr eigenes, unbekümmertes Rauchen dazu beiträgt, dass ihre Kinder irgendwann zu Zigaretten greifen und sich damit in Lebensgefahr bringen. Denn nichts anderes ist Rauchen: eine schlechte Angewohnheit, die letztlich krank macht und tötet. Man sollte viel mehr unternehmen, um das zu verhindern.
Aber das passiert nicht.
Weil es in Österreich nach wie vor noch keinen Konsens darüber gibt. Rauchen wird lang nicht so geächtet wie Nichtrauchen. Wir sind, wie letzte Woche konstatiert, das letzte gallische Raucher-Dorf; die, die in die allgemeine Tabak-Akzeptanz nicht einstimmen wollen, sind die Römer. "Hören Sie doch endlich auf mit ihrer bornierten Raucher-Hetze", schreibt etwa Leser W.B. Auch Leserin G.B. will weiterhin "die Möglichkeit, bei einem Kaffee oder Glas Wein in netter Gesellschaft mit einer Zigarette zu entspannen. Ihre verbissene Missionierung aller nervt."
Ja, das kann schon sein. Aber einmal, vor ein paar Jahren, hat man in dieser Kolumne ausgerechnet, wie viele Tschick man seit der letzten nicht geraucht hat. Mittlerweile sind das 225.000 Zigaretten: Wenn man die Packerln flach übereinanderlegte, wäre der Stapel 225 Meter hoch. Der Donauturm misst, im Vergleich dazu, 252 Meter. Nach der Lektüre der damaligen Kolumne hat einer direkt aufgehört. So gesehen hatte das Nerven einen Sinn.
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