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Kinderfotos gehören nicht auf Facebook

Kinderfotos gehören nicht auf Facebook.

Doris Knecht
über Privatsphäre

Eine schottische Lehrerin, Vicky W., wollte ihren Schülern im Jänner die Kraft und die Gefahren des Internets demonstrieren. Sie machte ein Foto von sich mit einem Taferl in der Hand: "Bitte teilen, damit ich meinen Schülern beweisen kann, wie weit ein Foto herumkommt (auch wenn man es gar nicht will)" und postete es auf ihrer Facebook-Seite. Es wurde bislang 223.213 mal geteilt.

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Das ist beeindruckend, und die Schüler werden daraus wohl etwas gelernt haben. Vicky W. selber aber offenbar nicht: Auf ihrem Facebook-Profilbild, das jeder sehen kann, der ihr geteiltes Foto sieht, ist nicht nur ihr Gesicht, sondern auch das ihres vier- oder fünfjährigen Sohnes zu sehen. Ihre Privatsphäre-Einstellungen ermöglichen, dass jeder, auch eine ihr völlig fremde Wiener Kolumnistin, all ihre Privatfotos anschauen kann: ihre Hochzeit, ihr Abend mit den Freundinnen, ihr Urlaub. Und immer wieder Kinder, ihr eigenes und andere, beim Lesen, beim Spielen, beim Baden. Die Frau hat ihre eigene Lektion nicht verstanden.

Fotos von Kindern gehören nicht auf Facebook oder Twitter, jedenfalls nicht in Foto-Alben, die jeder zufällig vorbeischauende Fremde ansehen kann. Immer wieder irritiert der Umstand, dass verantwortungsbewusste, mit den Mechanismen moderner Medien vertraute Menschen so ungeniert Fotos ihrer kleinen Kinder auf Facebook stellen, den Kleinen mitunter sogar eigene Profile einrichten, auf die Fotos aus allen Lebenslagen gestellt werden. Natürlich versteht man die Eltern, die ihr Glück und ihren Stolz auf das schönste und süßeste Kind der Welt mit anderen teilen wollen, aber dem Kind gegenüber ist das nicht okay.

Das Kind wird dann noch als Erwachsener Baby- und Kinderfotos von sich im Netz finden: Fotos, auf denen es lacht, weint, schläft, spielt und badet, Fotos, die schon Tausende Menschen vor ihm gesehen haben, und zwar mit den unterschiedlichsten und keineswegs stets edlen Motiven. Kinder gehören nicht auf Facebook oder Twitter, und seien sie auch noch so süß.