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Kerligieren Sie mich, falls ich mich irre

Lieber Herr, kerligieren Sie mich ruhig, wenn ich mich irre.

Doris Knecht
über Mansplaining

Kürzlich erklärte auf Twitter ein Mann einer Frau, dass Wasser,in einer Höhe von 19 Kilometern im All nicht, wie sie behaupte, spontan zu kochen anfange: Das Wasser habe nicht gekocht, vielmehr handle es sich um simple Gesetze der Thermodynamik. Die Frau, Jessica Meir, ist eine erfahrene US-Astronautin, die in Harvard unterrichtet, sie saß in einer Simalations-Kammer. Der Mann war auf seinem Twitter-Foto mit nacktem Oberkörper zu sehen.

Ein klassischer Fall von Mansplaining. Sie kennen den Begriff vielleicht schon: Er bedeutet, dass Männer ungefragt und ungebeten Frauen belehren, verbessern, Aussagen von Frauen korrigieren und – ihrer Meinung nach – richtigstellen. Oder in besseren, geeigneteren Worten ausdrücken, was die Frau eigentlich sagen wollte: gerne in belehrender, oft väterlicher Art von oben herab, in dozierender Form und nicht selten unter Voranstellung von Wörtern wie "Mädchen", "liebes Mädchen" oder "liebe Frau".

Ebenfalls auf Twitter antwortete unlängst ein Mann einer Frau, die einen Artikel verlinkt hatte, in dem es um den es um den Mangel an Frauen in der Technik ging; dazu tweetete sie eine kurze These aus dem Artikel.

Antwort-Tweet des Mannes: Sie habe die These missverstanden: Wenn sie mitreden wolle, solle sie doch bitte den ganzen Artikel lesen.

Antwort der Frau: "Ich habe den Artikel geschrieben."

Was der Mann da macht: das ist typisches Mansplaining, und das Wort ist unter Frauen so beliebt, dass es vor kurzem Aufnahme ins Oxford Dictionary fand. Und nachdem ich dachte, es gäbe noch kein deutsches Wort dafür, wollte ich eben "herrklären" dafür vorschlagen. Leider herrklärt mir Google, dass darauf, tja, Mädchen, schon ein paar andere kluge Frauen vor mir gekommen sind. Gut: Ich finde, "herrklären", "Herrklärung" und "Herrklärerei" gehören auch in den deutschen Duden. Dieses Wort brauchen wir dringend. Aber, lieber Herr, kerligieren Sie mich ruhig, wenn ich mich irre.

Doris Knechts neue Sammlung von Falter-Kolumnen "Langsam, langsam, nicht so schnell: Geschichten vom Leben unter Teenagern", ist soeben im Czernin-Verlag erschienen.

doris.knecht@kurier.at