Jetzt erst Knecht: ORF-Politisierung andersrum
Von Doris Knecht
Das aktuelle ORF-Erfolgsformat ist ein Protest-Video. Bis Dienstag Mittag ist der Film, in dem 55 ORF-Redakteurinnen und -Redakteure gegen die politische Einflussnahme auf ihr Unternehmen protestieren, auf YouTube fast 270.000-mal aufgerufen und auf Facebook über 30.000-mal geteilt worden. Das ist eine ziemliche Spitzenquote für den ORF und beweist, dass es hier eine große Zielgruppe gibt: für Widerstand.
Das Video nährt zudem die Hoffnung, dass Falter -Chefredakteur Armin Thurnher in seinem letztwöchigen ORF -Kommentar vielleicht doch irrte. Er schrieb mit der Resignation des chronischen Beobachters: „Verheerend ist das Ganze deswegen, weil die politische Energie so oder so verpufft.“
Das wird man ja jetzt einmal sehen. Die meisten politischen Bewegungen fingen schließlich mit der naiven Frage an, ob es denn wirklich so sein muss, wie es ist und immer war: so systemimmanent unveränderbar. Und ob man nicht zumindest einmal versuchen müsste, die Zustände doch zu ändern. Und ob es dafür nicht vielleicht ein Interesse, ja, einen breiten Konsens gibt.
Das Interesse, das zeigen die letzten Tage, ist massiv. Die Debatte geht zudem in einen überraschende Richtung: Sie wird, je länger sie dauert, umso sachlicher. Und breiter: Wo es zuerst nur um einen Posten, eine umstrittene Person ging, stehen nun der Ruf und die Zukunft des ganzen ORF und seinen Strukturen zur Diskussion.
Wrabetz wollte der SPÖ mit Pelinkas Bestellung ein Christbaumkerzerl anzünden und hat damit einen Flächenbrand entfacht, der so leicht nicht zu löschen sein wird. Die schamlose Politisierung des ORF hat so gesehen prima funktioniert: Anders als geplant, halt.
(Die Moderation hat die ständigen Stänkereien und gegenseitigen Beleidigungen einiger Teilnehmer an diesem Forum satt. Keine sachlichen Wortmeldungen - kein Forum. - die Red.)