Nein, nein und noch einmal: nein
Von Doris Knecht
Jeder Klick auf diese Fotos ist ein Schulterklopfen für die Einbrecher – und eine Aufforderung, es wieder zu tun
über gestohlene Nacktbilder
Im Netz heiß diskutiert: der Skandal um die gestohlenen, privaten Nacktfotos von ein paar US-Stars. Kaum überraschend: nur weiblichen Stars, Schauspielerinnen, Models, Moderatorinnen. Die Frage, seit Tagen erörtert: Sind diese Celebrities selber daran schuld, dass ihre Nackt- und Sexfotos nun öffentlich einsehbar sind? Weil sie den Fehler machten, sie auf ihren privaten Computern und in der Apple-Cloud zu speichern? Und ist es okay, sich diese Fotos anzuschauen, da sie nun einmal öffentlich sind?
Wenig überraschend beantworten sehr viele Menschen, und keineswegs ausschließlich männliche Menschen, diese Frage mit Dreifach-Ja. Schließlich weiß mittlerweile jede Fünfjährige, dass es im Internet keine Datensicherheit gibt, dass man auf Facebook mit der Preisgabe von Privatem sehr vorsichtig sein muss, dass sich auf Instagram unter vermeintlich freundlichen Followern auch Menschen mit sehr unsauberen Absichten tummeln. Und da man das nun mal weiß, braucht man sich, wenn man dieses Wissen nicht anwendet, dann auch nicht zu wundern. Oder. Und muss die Krot halt fressen. Muss man? Müssen diese Frauen? Selber schuld?
Nein, nein, und noch einmal nein, laut und klar und deutlich. Denn mit der gleichen Begründung könnte man Kreditkartendiebstähle rechtfertigen. Jeder weiß, dass Kreditkarten nicht hundertprozentig sicher sind, wer dennoch das Risiko eingeht, sie zu benutzen, muss also damit rechnen, dass sein Konto geplündert wird: selber schuld.
Eben nicht. Die Fotos dieser Frauen sind ihr privates Eigentum. Sie zu stehlen und zu veröffentlichen, ist ein Einbruch. Wobei die Absicht klar ist: Es geht darum, zu beschämen, zu beschädigen, zu bestrafen, ihnen ihre Würde zu rauben, diese Stars zurechtzustutzen.
Und deshalb ist es nicht in Ordnung, sich diese Fotos anzusehen: Jeder Klick auf diese Fotos ist ein Schulterklopfen für die Einbrecher – und eine Aufforderung, es wieder zu tun. Wer es dennoch macht: Der beraubt diese Frauen noch einmal.