Jetzt erst Knecht: Nächstes Jahr gewiss nimmer
Von Doris Knecht
Jetzt wird es vorbei sein, endlich. Man hat ja die letzten Wochen gehofft, dass die Kinder das nicht mehr interessiert, und wurde eines Besseren belehrt. Man wird ihnen also, wie jedes Jahr, erklärt haben, dass dieses Halloween ein depperter, von Amerika eingeschleppter Brauch ist. Den Kindern wird es wie immer wurscht gewesen sein. Man wird also aus der Verkleidungskiste das ganze schwarze und gruselige Zeug herausgesucht haben, das Vampirkostüm mit den Flatterflügeln vom vorletzten Jahr, die Draculazähne und von den zehn aufsteckbaren Hexenfingernägeln immerhin noch acht, den Skelettpyjama (zu klein), die Harry-Potter-Hüte (zu kindisch). Aus der Garderobe die Sturmhauben und die schwarzen Fingerlinge, und aus dem eigenen Schrank alle schwarzen Rollkragenpullis. Man wird dann doch in den Laden gegangen sein, Zombie-Schminke und Theaterblut gekauft haben und einen Sack voller Süßigkeiten. Man wird die Kinder geschminkt und ihre Kostüme mit Reflektorstreifen und Frog-Lights dekoriert haben, die sie nach der ersten Ecke wegen beschämender Ungruseligkeit heruntergerissen haben werden. Man wird ihnen eingeschärft haben, dass sie auf der Straße gut aufpassen und immer im Rudel zusammenbleiben müssen. Man wird ein genervtes Jaja vernommen haben. Man wird ihnen fürderhin die Tür aufgemacht, sich vorschriftsmäßig gegruselt und ihnen die Süßigkeiten ausgehändigt haben. Später wird man den sich um die Beute prügelnden Kindern aufgetragen haben, dass sie nicht alles auf einmal aufessen sollen, und schon einmal Kamillentee gekocht haben. Und man wird geschworen haben, dass man bei dem Schas nächstes Jahr g'wiss nimmer mittun wird, garantiert sicher nicht.