Man gleitet nicht, man rutscht nicht mal

Alle anderen sind Ski fahren oder schauen Skifahren, wir gehen eislaufen. Wir gehen kurz nach neun Uhr Früh auf den Wiener Rathausplatz und kufen über die verschlungenen Traumpfade, und wir drehen zum Sound von Katy Perry und Adele ungestört unsere Runden am großen Platz. Die Sonne scheint, es geht uns gut. Es ist kalt, aber wir sind warm eingepackt, und wir bewegen uns ja, wir bewegen uns schnell.

Wir bewegen uns nicht mehr so schnell, als wir uns auf das kleine Rechteck wagen, das heuer zwischen den Traumpfaden eingerichtet wurde. Besser: wir bewegen uns gar nicht mehr. Bei dem Rechteck handelt es sich um ein Testgelände mit Plastik-Eis, also einer aus weißen Kunststoff-Quadraten zusammengepuzzelten Fläche, und das einhellige Urteil von drei Erwachsenen und sechs Kindern lautet: Das ist ein Blödsinn. Hat keine der Eigenschaften von Eis, man gleitet nicht, man rutscht nicht einmal, höchstens dass man, wenn man tüchtig Anlauf nimmt, ein bissl über das Plastik schlittert, etwa so, wie wenn man auf einem Marmorboden geht. Wenn man nichts macht, ist das Fake-Eis nur für eins geeignet, nämlich bewegungslos darauf zu stehen und denen zuzuwinken, die auf dem richtigen Eis des Traumpfads geschmeidig vorbeigleiten. Falls das Testgelände bedeuten soll, dass die Gemeinde sich überlegt, den „Eistraum“ künftig in einen „Plastiktraum“ zu verwandeln: Davon ist dringend abzuraten, und die Salzburger werden das an dieser Stelle vermutlich zustimmend nicken. Dort blieb heuer eine Winter-Plastik-Eislauffläche auf dem Mozart-Platz so gut wie unbenutzt.

Nur eins, Eisträumer: Schuhe, deren Verleih 4,– bzw. 6,50 Euro kostet, dürfen ruhig geschliffen sein. Immerhin, die Kinder, die in ihren Leih-Schuhen kanten- und haltlos übers Eis schlitterten, bekamen ohne Murren andere, besser geschliffene ausgehändigt. Auch das nicht zufriedenzustellende Kind, dem die Schuhe, äh, fünf Mal nicht passten, bekam geduldig fünf Mal neue. Danke, das war überaus nett.