Land der Hämmer, zukunftsreich
Von Doris Knecht
Große Töchter, große Söhne, eine arbeitsfrohe Bäuerin am Feld, ein einsamer Läufer
über den Ferienbeginn
Heute: live aus dem Railjet. Vor dem Fenster Land der Berge, Land am Strome, Äcker, Dome, Land der singenden Hämmer. Große Töchter, große Söhne, eine arbeitsfrohe Bäuerin am Feld, ein einsamer Läufer. Das Railjet-WLAN schwankt wie stets zwischen wankelmütig und nicht verfügbar, mit entschiedener Tendenz zu Letzterem. Sind vielleicht zu viele drin, falls Sie dieser Tage Bahn fahren, investieren Sie in eine Platzreservierung, Sie werden es nicht bereuen. Auch praktisch: ein umgebungsgeräusch-resistenter Kopfhörer; Sie könnten neben einem wohlgelaunten älteren Paar zu sitzen kommen, das es sich über die Jahre zur Gewohnheit gemacht hat, in Endlosschleife zu plaudern, wie ein routiniertes Pingpongspiel, bei dem der Ball nie den Tisch verfehlt. Eh sehr nett, nur mitunter etwas aufwühlend für die gezwungenermaßen Beiwohnenden, speziell wenn das Paar bereits zur Schwerhörigkeit neigt. Immerhin überhört man so jene, die die lange Zugfahrt dazu nutzen, endlich einmal die Verwandten anzurufen, denen man noch nicht von der Darmspiegelung erzählt hat. Aber okay. Dazu wurde das Mobiltelefon schließlich erfunden, und weil wir jetzt alle eins verwenden, ist die Basis für Beschwerden knusperdünn. Aber man hat so einen guten Kopfhörer, darin singt Bob Dylan "Born in Time" und alles ist gut.
Apropos Verreisen: Die Telekom hat rechtzeitig zu Ferienbeginn mit der Auslieferung der Telefonbücher begonnen und markiert mit den Papier-Ziegeln gut sichtbar all jene Wohnungen, deren Bewohner verreist sind. Eine gewisse, in der Illegalität agierende Berufsgruppe, freut sich über diesen kostenlosen Service außerordentlich. Überhaupt fragt man sich: Wozu noch Telefonbücher? Wozu solche Mengen an bedrucktem Papier, von dem geschätzte 80 Prozent gleich unbesehen im Altpapier landen? Nur einmal so gefragt.
Dylan singt jetzt "Don’t think twice, it’s alright", draußen fährt ein Traktor durch die Landschaft, und Ihre Autorin macht jetzt Ferien: sonnige Zeit, bis bald.