Länger schlafen, gesünder sein
Von Doris Knecht
Im Laufe ihrer Adoleszenz verwandeln sich viele Kinder von Lerchen in Eulen
über das Schlafverhalten
In unserer Kultur ist tief verankert: Wer lange schläft, ist faul." Das sagte vor ein paar Tagen der Schlafforscher und Buchautor ("Wake up! Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft") Peter Spork der FAZ: Im Rahmen eines langen und sehr interessanten Interviews, in dem die Schlafgewohnheiten und -bedürfnisse der Menschen untersucht und auch verglichen und wissenschaftlich aufgedröselt werden.
Spork bestätigt in dem Gespräch auch den Individual-Verdacht, den wahrscheinlich jeder von uns aufgrund empirischer Forschungen an sich selber bereits hegte: Massenhaft Menschen leiden unter chronischem Schlafmangel, wissen es aber nicht, denn eine permanente allgemeine Unausgeschlafenheit ist ein ganz normaler Aspekt des modernen Alltagslebens. Zudem gilt, wie gesagt, in unserer Kultur Lang- und Vielschläferei als Ausweis für Faulheit und Leistungsschwäche: Dabei sei Ausgeschlafenheit, so der Forscher, eine Voraussetzung für Kreativität und Leistungsfähigkeit.
Spork unterscheidet zwischen Lerchen- und Eulen-Typen, also Frühaufstehern und Langaufbleibern. Das erklärt auch ein Problem, dass die meisten Eltern von Heranwachsenden kennen: Im Laufe ihrer Adoleszenz verwandeln sich viele Kinder von Lerchen in Eulen. Leider nimmt die Gesellschaft darauf keine Rücksicht und schickt Kinder, die eigentlich bis neun Uhr schlafen sollten, um acht in die Schule. Es nützt auch nichts, diese Eulen-Jugendlichen früh ins Bett zu schicken und mit Licht-aus-Kommando zu quälen: Sie liegen dann trotzdem wach und sind am nächsten Tag wieder unausgeschlafen.
Spork glaubt, dass viele gesundheitliche Probleme, die wir etwa Nahrungsmittelunverträglichkeiten zuordnen, in Wirklichkeit auf Schlafmangel zurückzuführen sind. Er plädiert für individuellere Arbeitszeiten und Kern-Arbeitszeiten von elf bis 15 Uhr. Da seien die meisten Leute ausgeschlafen. Gute Idee, vor allem, da es ab heute Winter wird … Der zwingendste Grund, länger zu schlafen.