Jetzt erst Knecht: "Gehen Sie doch zu Fuß!"
Von Doris Knecht
Weil ich beschloss, dass der Nachwuchs nächstes Jahr für derlei Kindereien zu groß sein werde. Andrea K. schrieb mir, sie befülle ihren 20- und 23-jährigen Töchtern auch heuer wieder je einen Kalender, und Lotte Sch. sackelt gleich drei Mal: ein Mal für ihre 16-jährige Tochter, ein Mal für den 24-jährigen Sohn und ein Mal für ihren Erstgeborenen, 27 und Dr. jur. Ich lasse hiermit alle Hoffnung fahren. Auch Leserin Birgit B. hat Kinder, Zwillingstöchter, noch im Kinderwagen-Alter. Ein Zwillingskinderwagen, Ihre Autorin kann da mitreden, ist so breit, dass man in eine alte Straßenbahn gar nicht einsteigen kann und wird selbst im ULF an den Kinderwagen-Plätzen zum Hindernis für die anderen Passagiere. Weil sie deswegen schon öfter beschimpft worden sei, stelle sie sich mit ihren Zwillingen nun immer hinter den Straßenbahnfahrer auf den Rollstuhlplatz, schreibt Frau B., da sei sie am wenigsten im Weg. Als sie kürzlich mit dem D-Wagen Richtung Nußdorf fuhr, sei ein Rollstuhlfahrer zugestiegen und habe sehr erbost darauf reagiert, dass sie mit ihren Kindern "seinen" Platz verstelle. Der Straßenbahnfahrer habe den Wortwechsel gehört und eingegriffen: Und zwar, indem er die Leserin, Besitzerin einer Jahresnetzkarte, mit ihren Kindern aus dem Wagen verwiesen habe, mit den Worten "Bei uns gibt es keinen Platz für Sie, gehen Sie doch zu Fuß." Ihr sei, sagte Frau B., völlig klar, dass es für Behinderte schwierig sei, sich öffentlich fortzubewegen und Ihnen deshalb besondere Plätze zustehen. Aber habe sie denn kein Recht, mit ihren Zwillingen Öffis zu benutzen? Man würde meinen: Hat sie wohl.