Meinung/Kolumnen/Knecht

Jetzt erst Knecht: Frau Stenzel weiß es

Das von Ursula Stenzel geforderte Alkoholverbot für den gesamten öffentlichen Wiener Raum fand glück­licherweise eh die Resonanz, die es verdiente. Es wurde in Richtung der Bezirksvorsteherin des ersten Bezirks ein müdes Vogerl angedeutet, weil eh: Der wahre Grund hinter der Idee drückt sich so unschön durch die Folie der hehren Begründungen durch, die Frau Stenzel da serviert.

Es geht ihr ja nicht um die Probleme der komasaufenden Jugendlichen, die sie erwähnt. Es geht nur um das schlechte Bild, das sie ab­geben. Man will nicht die Krankheit heilen, man will nur die Symptome ver­stecken. Es geht um Sauberkeit und Ordnung, um eine Gesetzeslage, die es ermöglichen würde, all jene zu vertreiben, die diese saubere Ordnung beeinträchtigen: Nicht nur diese Jugend­lichen, sondern in erster Linie auch Wohnungslose und Arme, die offenbar Frau Stenzels Gespür für tourismustaugliche Ästhetik empfindlich stören. Ein Alkoholverbot würde es ermög­lichen, gegen herumlungernde Obdachlose vorzugehen und sie aus dem Stadtbild zu entfernen. Es ist so einfach und so zynisch.

Für Frau Stenzel, die ihr Glaserl Wein daheim, im Gasthaus oder im Schanigarten trinkt, brächte es natürlich nichts als Vorteile: Es machte ihren Bezirk sauberer. Es störte die touris­tischen Blicke weniger. Es verhinderte das schlechte Gewissen derer, denen es besser geht. Es löste kein einziges Problem. Es schafft nur neue, woanders halt.

Und es ist ein weiterer Schritt zur Kontrollgesellschaft, in der man den Menschen durch flächendeckende Verbotskataloge die Fähigkeit ruiniert, selbst zu entscheiden, was gut für sie ist. Aber wenn es Ursula Stenzel entscheidet, passt das für alle.