Jetzt erst Knecht: Drei Stunden später
Von Doris Knecht
D a hat man aber Glück gehabt. Mit dem pünktlichen, störungsfreien Silvester-Railjet, von dem hier gestern geschwärmt wurde. Denn es war, wie sich hinterher herausstellte, eine gute Entscheidung gewesen, nicht erst einen späteren Zug zu nehmen, sondern sich schon in den 8-Uhr-früh-Zug zu quälen: Übernachtig und ziemlich verkatert von einem der raren, aber umso lebensfroheren Treffen mit Freunden von früher im Spunten von früher. Leider ist man nicht mehr so jung und hart im Nehmen wie früher, weshalb ...
Verzeihung, ich schweife ab. Denn während mein Zug ohne eine Minute Verspätung in Wien ankam, konnten das die Reisenden vom übernächsten Railjet leider nicht behaupten. Stefan K., Student, wollte die Silvesternacht in Wien verbringen und dafür um 14.01 Uhr in Salzburg in den Railjet steigen, der indes schon eine Stunde verspätet aus Zürich kam. K. bestieg den Zug, der fuhr los, blieb jedoch im oberösterreichischen Schwanenstadt auf offener Strecke einfach stehen. Die Heizung sei ausgefallen, berichtet Stefan K., es gab nur noch Notbeleuchtung und weder Essen noch Trinken. Vor allem aber auch sehr lange – wie bei den ÖBB in solchen Fällen üblich – keinerlei Information.
Die herbeigeschaffte Ersatz-Lok funktionierte nicht. Schließlich habe man die 300 Passagiere auf nachfolgende Züge aufgeteilt. Stefan K. kam mit dreistündiger Verspätung in Wien an. Der Defekt sei, wie ein ÖBB-Sprecher gegenüber dem KURIER meinte, „eine Ausnahmesituation“ gewesen, man entschuldige sich bei den Passagieren. Dennoch: Wer dergleichen einmal erlebt hat, im Idealfall mit quengelnden Kleinkindern, kann diese drei Stunden ungefähr ermessen. Dann doch lieber den Kater.