Jetzt erst Knecht: Das tun Gärtnerinnen nicht
Von Doris Knecht
Manchmal trifft einen Kritik an unerwarteter Stelle. Als hier kürzlich Nacktschnecken als "grausliche, böse, nutzlose Viecher" bezeichnet wurden, war kaum damit zu rechnen, dass dies einen Sturm des Protestes entfachen würde.
Tat es auch nicht. Aber immerhin zwei Leser machten sich, durchaus freundlich, zu Anwälten der Nacktschnecke, auch unter dem Namen Rote Wegschnecke bekannt. Helmut Sch. schrieb: "Ich mag Nacktschnecken auch nicht, die Frage ist nur, ob das ausreicht, die Tiere als nutzlos und böse zu bezeichnen. Haben nur Lebewesen eine Daseinsberechtigung, die nützlich sind – und nett?"
Leser Josef K. begann sein Schreiben sogar mit einem Lob, auf dass es dann beim Fallenlassen umso lauter krache. "Auch wer – oder was – nicht unbedingt unseren ästhetisch verwöhnten Augen, auch wer nicht – oder was – die sittlichen Normen artig erfüllt, verdient unsere Anteilnahme", schrieb Herr K. "Das ist und tut gut!" Denn "jegliche bequeme Ab- und Ausgrenzung" habe für ihn "etwas mit Willkür, vielleicht sogar mit Rassismus zu tun". Huch.
Schwierig. Hätte ich es anders formuliert, irgendwie in der Art, dass die Nacktschnecke ihr schleimiges Dasein genießen möge, nur nicht in meinem Garten, hätte das als Wunsch aufgefasst werden können, die Schnecke möge den Salat der Nachbarn fressen. Oder sonst jemandes Gärtnerwerk ruinieren, wie es nun einmal der Schnecken Lebenszweck ist. Und das tut man unter Gärtnern nicht.
Aber: Was machen denn eigentlich die beiden Leser mit den daseinsberechtigten Nacktschnecken in ihrem Garten? Füttern? Streicheln? Freundlich hinauskomplimentieren? Die Neugier ist erheblich.