Meinung/Kolumnen/Knecht

Das ist halt hier nicht Usus

Die Grünen erledigen das jetzt. Und kriegen die Watschen dafür

Doris Knecht
über grüne Verkehrspolitik

Es wird dieser Tage viel über die Wiener Grünen hergefallen, speziell über ihre Chefin, Maria Vassilakou. Und warum? Weil sie empörenderweise grüne Politik machen. Im Speziellen: grüne Verkehrspolitik.

Dabei sollte man das von einer Partei, die nach Jahren in der Opposition zum ersten Mal amtsführender Teil einer Stadtregierung ist, eigentlich erwarten dürfen. Ja, müssen: Nämlich, dass sie als Regierungspartei konsequent und sachbezogen an der Umsetzung jener Ziele arbeitet, die Teil ihres Wahlprogramms waren. Gut, es mag in Österreich nicht Usus sein, Wahlversprechen zu halten: Es einer Partei anzukreiden, wenn sie es dennoch tut, ist allerdings schon sehr befremdlich.

Denn diese Ziele sind ja alte grüne Forderungen: Reduktion des motorisierten Stadtverkehrs, Parkraumbewirtschaftung, Förderung des öffentlichen Verkehrs und Ausbau des unmotorisierten, also auch des Radweg-Netzes. Man braucht kein Sympathisant der Grünen sein, um anzuerkennen, dass sie jetzt exakt das mit Nachdruck vorantreiben. Was heißt: Sie machen ihren Job. Und zwar einigermaßen ordentlich.

Natürlich kann man kritisieren, wie sie es tun. Oder öffentlich daran herumgranteln, wie der Wiener Bürgermeister. Es ist allerdings stark zu vermuten, dass gerade Häupl sich mit einem Achterl bestem Veltliner dazu beglückwünscht, dass er den Grünen das Verkehrsressort zuverhandelt hat, wo sie jetzt die Drecksarbeit machen: Die unumgänglichen, absolut überfälligen, aber bei den Wiener AutofahrerInnen halt höchst unpopulären Verkehrsmaßnahmen umzusetzen und alle jene Probleme zu lösen zu versuchen, die eine rote Stadtregierung in ihren absoluten Jahren längst hätte lösen könne. Und sollen. Denn dass Wien übermotorisiert und zugeparkt ist, ist ja jedem klar. Und dass es so nicht weitergeht, ebenfalls. Aber sich mit den Autofahrern anlegen – lieber nicht. Zu riskant. Die Grünen erledigen das jetzt. Und kriegen die Watschen dafür.