Meinung/Kolumnen/Knecht

Irgendwas zwischen 18 und 254

Jede Stunde, die der Nachwuchs später in die Schule geht, fehlt einem schmerzlich.

Doris Knecht
über frühes Aufstehen

Irgendwo habe ich kürzlich gelesen, man müsse eine Sache nur 21 Tage hintereinander konsequent machen, dann werde sie zur Gewohnheit. (Ich würde darüber gern Genaueres sagen, finde aber den Link nicht mehr.) Jedenfalls wurde beschlossen, das auszuprobieren und jetzt einmal jeden Morgen um den Häuserblock zu rennen, 21 Tage lang, und ehe man sich’s versieht, läuft man beim nächsten Marathon mit.

So, halt, jetzt habe ich den Link gefunden. Das mit dem Marathon wird wohl doch nichts, denn die 21 Tage wurden von der Wissenschaft in der Zwischenzeit revidiert. Die neue Zahl ist 66, und die sei, heißt es, auch nicht zuverlässig. Denn es sei von Mensch zu Mensch verschieden, wie lange es dauert, bis etwas zur Gewohnheit wird. Im Durchschnitt liege das irgendwo zwischen 18 und 254 Tagen.

Allerdings werden sogar die 254 augenfällig widerlegt, nämlich von einer Legion von Eltern von Schulkindern, die jahre-, mitunter jahrzehntelang Tag für Tag zwischen sechs und halbsieben in der Früh aufstehen müssen und sich daran trotzdem niemals gewöhnen werden. Für die gibt es nun ein Licht am Ende des Tunnels. Denn irgendwo in dem kosmetischen Konglomerat, das uns vorgestern als Bildungsreform verkauft wurde, ist die Möglichkeit eines späteren Schulbeginns versteckt. Und zwar in der ausgeweiteten Schulautonomie, im Rahmen derer Schulen ihre Unterrichtszeiten innerhalb eines Rahmens von sieben bis 18 Uhr selbst bestimmen werden dürfen.

Das bedeutet, dass die Schulwahl für den Nachwuchs schon bald nicht mehr nur nach Qualitätskriterien erfolgen wird, sondern auch nach dem Ausschlaf-Bedürfnis der Eltern.

Ihre Autorin dagegen möchte den frühen Schulbeginn nicht mehr missen, wie wohl die meisten anderen freiberuflichen Erziehungsberechtigten, die ihre Arbeit überwiegend von zu Hause aus verrichten. Jede Stunde, die der Nachwuchs später in die Schule geht, fehlt einem nämlich schmerzlich. Um den Block rennen muss man ja auch noch.