Meinung/Kolumnen/Knecht

Ich wünschte, ich hätte es nicht getan

Das Problem ist, dass es für die einen keinen radikalen Nichtraucherschutz gibt, wo die anderen in Ruhe rauchen.

Doris Knecht
Raucher-Konflikt

Einmal wird hier noch die Raucher/Nichtraucher-Konflikt-Kolumne fortgesetzt. Es gab wieder viele Reaktionen, ein paar kritische, mehr zustimmende.

Kritisch äußerte sich zum Beispiel ein Kollege, der mailte, dieser "Rauch-Kreuzzug" gehe ihm "wahnsinnig auf die Nerven". Er sei, schreibt er, "für radikalen Nichtraucherschutz. Aber wer rauchen will, den soll man in Ruhe rauchen lassen".

Das Problem ist, dass es für die einen keinen radikalen Nichtraucherschutz gibt, wo die anderen in Ruhe rauchen. Das geht nicht zusammen. Das eine lässt sich nicht vom anderen wegdividieren. Wenn die einen rauchen, sind andere gefährdet, vor allem eben heranwachsende andere. Eine – nichtrauchende – Kollegin schreibt mir: "Wenn ich höre, wie sich mein 19-jähriger Sohn jeden Tag in der Früh die Lunge heraushustet, dann möchte ich einfach nur weinen."

In dem Alter habe ich auch schon drei Jahre lang geraucht, und dann noch viele Jahre länger. Und ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Ich wünschte, ich hätte nie damit angefangen. Ich wünschte, ich hätte nicht mehr als 15 Jahre lang geraucht. Ich wünschte, das Rauchen hätte nie als cool gegolten, es wäre nicht in fast allen Kreisen total normal gewesen und praktisch überall erlaubt. Ich wünschte, jemand wäre etwas Besseres als nur ein paar schockierende Aufklärungsfilmchen eingefallen, um mich und die anderen Jugendlichen vom Rauchen abzuhalten, uns davor zu schützen. Ich wünschte, man hätte es uns zumindest schwerer gemacht.

Dreißig Jahre und viele Erfahrungen später fangen Kinder und Jugendliche immer noch gleich leicht mit dem Rauchen an, gilt Rauchen immer noch als cool und rebellisch, und das ist ein Armutszeugnis.

Nennen Sie das einen Kreuzzug, wenn Sie wollen. Aber es fällt mir einfach zusehends schwerer zu verstehen, warum Leute ihre schönen, gesunden Organismen mit etwas ruinieren, was sie gar nicht brauchen, was überhaupt nicht sein muss; und nicht nur ihren.