Hop on, hop off
Von Doris Knecht
Touristen stärker mit einer Hop-on-Hop-off-Alternative vertraut zu machen, die andere Städte nicht haben: Die Straßenbahn
über Wien
Seit Wochen beklagen sich die Leopoldstädter über die Touristenbusse, die hochfrequent durch ihr Grätzel kurven. Auf den ersten Blick ein First-World-Problem, aber: Wenn alle paar Minuten ein riesiges, lärmendes Dieselfahrzeug am Fenster vorbeifährt, kann das die Lebensqualität ordentlich beeinträchtigen. Lärm, Gestank, Umweltverschmutzung. Zudem sind diese Busse auf zwei Etagen mit neugierigen Touristen besetzt, die einem in die Privatsphäre wundern. Das ist unangenehm. In der City haben Proteste Mitte des Jahres das gewünschte Ergebnis erbracht: Im Mai wurden Touristenbusse aus der Innenstadt verbannt. Und wichen dann in die Leopoldstadt aus.
Nun sollen auch dort die Routen geändert werden, was allerdings das Problem nicht löst. Natürlich sollen Touristinnen und Touristen nach Wien kommen, viele, und sie sollen sich hier wohlfühlen und unkompliziert die Schönheiten Wiens erkunden können. Allerdings macht es eine Stadt und ihre Grätzel nicht sehens-, lebens- und besuchenswerter, wenn sie mit zig zum Teil halb leeren Touristen- und Hop-on-Hop-off-Bussen zahlreicher Busunternehmer verstellt und verstopft ist, die sich gegenseitig Konkurrenz machen.
Die Leopoldstädter wollen sich mit einer Routenänderung nicht zufriedengeben, sie wollen, dass die Busse ganz aus dem Bezirk verschwinden. Was das Problem nur verlagern und Ungemach für andere Bezirke bedeuten würde.
Was wäre die beste Lösung? Entweder monopolisiert Wien die Busfahrten und bietet sie in sensiblen Routen und in für Anrainer erträglichen Intervallen an. Viel besser wäre es aber, die Busse ganz abzuschaffen und die Touristen stattdessen stärker mit einer Hop-on-Hop-off-Alternative vertraut zu machen, die andere Städte nicht haben: Die Straßenbahn, ein gut ausgebautes, oberirdisches Verkehrsnetz, Sightseeing inbegriffen. Lieber weiter ins Bim-Netz investieren: ist niederschwellig, leise und stinkt nicht – und alle haben was davon, auch die Wiener.