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Gute, klare, unzweideutige Worte

Gute, klare, unzweideutige Worte.

Doris Knecht
über eine Aussendung von Sebastian Kurz

Sebastian Kurz hat vorgestern eine für einen ÖVP-Regierungspolitiker erstaunliche und ungewöhnliche Aussendung veröffentlicht, in der er seine Sorge über „die zunehmende Diskriminierung und sogar Kriminalisierung von homosexuellen, bisexuellen, trans- oder intersexuellen Personen“ ausdrückte.

Kurz bezog sich auf neue und geplante Gesetze in Nigeria und in Uganda, die homosexuelle Verbindungen unter schwere Strafe stellen. Auch Russland wird kritisiert, und „leider ist auch in der EU Homophobie weiterhin stark verbreitet.“ Er „appelliere daher an alle, den Schutz der Rechte von LGBTI-Personen weltweit zu gewährleisten“, es ist „unsere Verantwortung“.

In Tagen, in denen auch in Deutschland eine breite und ziemlich zickige Debatte über das Recht auf Homophobie stattfindet und Arizona sie wieder salonfähig macht, sind das gute, klare, unzweideutige Worte des österreichischen Außenministers, die Respekt verdienen.

Hier erweist es sich nun vielleicht tatsächlich als ein Vorteil, dass Kurz so jung ist. Nicht, dass „jung“ Menschen unbedingt oder grundsätzlich toleranter machte: Gerade in den Mittelschulen werden Begriffe wie „schwul“, „Schwuchtel“ oder „Tunte“ immer noch abwertend und als Schimpfwort benutzt.

Aber auf der anderen Seite wachsen Jugendliche heutzutage – anders als früher, besonders in ländlichen Gegenden – viel öfter als Kinder von Familien auf, für die Homosexualität und offen homosexuelle Freunde völlig alltäglich sind. (Und langsam auch lesbische und schwule Eltern.) Und mit denen ganz offen über deren Neigungen gesprochen wird. Immer weniger Eltern sind schockiert, wenn die Tochter eine Verlobte statt eines Verlobten vorstellt, der Sohn seinen Freund. Gut, die Angst vor Enkellosigkeit sitzt bei vielen Müttern tief, aber die Kurz-Aussendung lässt hoffen, dass sich auch die ÖVP endlich bewegt: hin zum Recht auf Familie auch für lesbische und schwule Paare, mit allen Konsequenzen. Denn alles andere ist einfach homophob.

Link: Aussendung des Außenministeriums