Gleiche und gleichere Kinder
Von Doris Knecht
Pingpong mit den Allerschwächsten", nennt es Amnesty-International-Generalsekretär Heinz Patzelt: Mehrere unter 14-jährige Flüchtlingskinder, die ohne Eltern aufgegriffen wurden, befinden sich derzeit im Lager von Traiskirchen – und niemand fühlt sich für sie zuständig. Das bedeutet: Es kümmert sich auch niemand richtig um sie. Sie gehen nicht in die Schule, haben keinen geregelten Tagesablauf, sie lernen nicht Deutsch, sie werden nicht ordentlich betreut.
Sie sind einfach nur da. Aber da sie nicht da sein sollten, sind sie offenbar nicht so viel wert wie andere Kinder in Österreich: "Kinder zweiter Klasse", wie Caritas-Direktor Michael Landau beklagt, für die die erst unlängst in der Verfassung verankerte Kinderrechtskonvention offenbar nicht gilt.
Die Initiative "Gegen Unrecht – Kinder gehören nicht ins Gefängnis", die vor zwei Jahren gegründet wurde, hat aus diesem Anlass ihre Forderungen erweitert: Kinder gehören auch nicht in ein Großlager.
Gibt es in Österreich tatsächlich zwei Sorten Kinder? Wichtigere und weniger wichtige? Solche, deren Wohlbefinden uns ein Anliegen ist, deren Rechte gesetzlich verankert sind, und solche, die uns egal sind? Solche bei denen es, weil sie ja gar nicht hier sein sollten, keine Rolle spielt, ob es ihnen gut geht, ob sie gut versorgt werden, ob sie zur Schule gehen, ob ihr Tag irgendwie organisiert ist, ob sie spielen, lesen, lernen? Sind wir schon so stumpf, dass wir akzeptieren, dass manche Kinder in diesem Land kein Recht haben auf Versorgung, auf Bildung, auf Wärme und so etwas ähnliches wie Glück?
Diese Kinder: heimatlos, elternlos, hilflos, fremd und allein. Und wir lassen sie auch noch im Stich: erbärmlich, eigentlich.