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Zürich verwandelt sich in eine globalisierte Metropole voller grauenhafter Glas-Stahl-Beton-Boulevards

Doris Knecht
über Bezahlung mit Euro in Zürich

Zürich, Teil zwei. Nach all den Jahren, in denen man nach Zürich fährt, einmal sogar eine Zeit lang in Zürich gelebt hat, Zürich also zu kennen glaubt, ist einem endlich und schlagartig klar geworden, durch welches Detail sich das Gesicht der Stadt so stark von jenem von Wien unterscheidet. Es sind die Fensterläden. Vorwiegend braune Fensterläden, an jedem älteren Haus; was insofern interessant ist, dass die Sonne in Zürich weder so kraftvoll, noch so immerscheinend wäre, dass man permanent vor ihr gewappnet sein müsste.

Allerdings verwandelt sich jetzt auch Zürich in eine globalisierte Metropole voller grauenhafter Glas-Stahl-Beton-Boulevards mit viel zu niedrigen Laden- und Gastro-Bereichen, unterirdischer Malls und einer globalisierten Innenstadt mit globalisierten Textil-Konzern-Schaufenstern und globalisierten Fast-Food-Ketten.

In denen das Essen allerdings, wie in jedem Zürcher Restaurant, vergleichsweise unfassbar kostspielig ist, so teuer, dass einem original der Appetit vergehen könnte.

Und wenn man dann zahlen möchte, wollen sie keine Euro mehr nehmen. Das ist neu in Zürich: Während es trotz EU-Beitritts-Resistenz jahrelang immer okay war, mit Euro zu bezahlen und als Wechselgeld Schweizer Franken herauszubekommen, ist die Zahlung mit Euro auf einmal ein Problem geworden, das die Züricher Taxifahrer und Kellner schweren Herzens und traurigen Blicks nur auf eine einzige Art zu lösen imstande sind: Sie nehmen Euro im 1-zu-1-Kurs, und machen damit einen schönen Schnitt; immerhin ist ein Euro tatsächlich 1,2 Schweizer Franken wert. Man bekommt eine Idee dafür, wieso die Schweiz so reich ist.

In Zürich hat man gestern auch einen schönen und in diesem Zusammenhang recht stimmigen, vom deutschen Philosophen Odo Marquard geprägten Begriff gelernt: Inkompetenzkompensationskompetenz. Die Taxler und Kellner in Zürich haben eine solche eindeutig im Blut.