Gefängnis, Folter, Verkehrsunfall
Von Doris Knecht
Es könnte ihnen natürlich auch durch einen Autounfall etwas zustoßen...
über Asylpolitik
Kein guter Dienstag heute. Denn während in diesen Tagen viele keine größeren Sorgen haben als die Hitze und wie man am besten damit fertigwird, wurden acht der Flüchtlinge aus dem Servitenkloster am Sonntag verhaftet, in Anhaltezentren gebracht und am Montag via Schwechat abgeschoben. Wenn diese Zeilen erscheinen, sind sie schon in Pakistan, wo ihnen vermutlich nichts Gutes widerfahren wird. Was Regimekritikern, die sich in den Westen abgesetzt haben, eben droht: Gefängnis, Folter, möglicherweise sogar der Tod.
Es könnte ihnen natürlich auch durch einen Autounfall etwas zustoßen ... Innenministerin Johanna Mikl-Leitner hatte am Montag auf die Frage des Ö1-Morgenjournals, ob sie garantieren könne, dass einem Asylwerber in Pakistan nichts passiert, eine zynische Antwort parat: „Ich kann auch nicht garantieren, dass einem Asylwerber in Österreich ein [sic!] Verkehrsunfall passiert.“
Nicht nur die Flüchtlingsexperten von Caritas und SOS Mitmensch glauben, dass die acht Flüchtlinge dem Wahlkampf geopfert wurden, dass ihr Leben aus wahltaktischen Gründen aufs Spiel gesetzt wird. Auch Kardinal Christoph Schönborn stellt in einer Aussendung „an die Politik die Frage, was es für diese Aktion für eine Rolle gespielt hat, dass Wahlkampfzeit ist“. Er fragt auch, „warum sie ausgerechnet zu einem Zeitpunkt stattfindet, an dem ich, der ich mich entschieden für eine menschliche Behandlung der Flüchtlinge im Servitenkloster eingesetzt habe, 10.000 Kilometer weit weg in Rio de Janeiro bin“. Schönborn verlangt die Freilassung der Flüchtlinge: „Ich mache mir große Sorgen um ihr Leben.“ Nicht nur er.
Werner Faymann dagegen ist nichts als heiß. Genau während die Polizei die Demonstration vor der Rossauer Kaserne auflöste und die Flüchtlinge zum Flughafen gebracht wurden, postete der Bundeskanzler ein Foto seines Schreibtisches auf Facebook und den Text: „Auch die Pflanzen in meinem Büro brauchen ziemlich viel Wasser in diesen Tagen.“
Ja. So hat jeder seine Sorgen.