Meinung/Kolumnen/Knecht

Früher war’s ruhiger

Früher war’s ruhiger

Doris Knecht
über Alltagslärm und andere Geräuschquellen

Was empfindet man als Lärm? Weil wir gerade die niederschmetternde Nachricht von der AC/DC-Auflösung verarbeiten müssen: Für meinen damals noch gar nicht alten Vater war AC/DC selbstverständlich eine Quelle unzumutbaren Lärms, den er in seinem Haus nur unter Kopfhörern duldete. Wohingegen das Geräusch einer Holzschneidemaschine für ihn noch immer wie Rock ’n’ Roll klingt.

Die Geräusche, die Kinder erzeugen: Für die einen ganz normaler Alltagssound, für die anderen Lärm, unerträglicher. Wobei es sich bei Letzteren sehr häufig um Leute handelt, die selbst keine Kinder haben – oder deren Kinder Kindheit schon so lange her ist, dass sie sich nicht mehr an die damit zusammenhängenden Geräusche erinnern können. Oder aber sie dahingehend verklären, dass die Kinder vor dreißig, vierzig, fünfzig Jahren viel leiser waren – vermutlich, weil die Evolution seither am kindlichen Stimmband geschraubt hat – zumindest aber viel braver und gehorsamer. Wobei wiederum Kindergeräusch natürlich nicht gleich Kindergeräusch ist, weil kichernde Dreijährige etwas anders klingen als zankende 13-Jährige, deren Frequenzen mitunter sogar für ihre eigenen Eltern schwer auszuhalten sind.

Allerdings wissen die: erstens, nicht zu verhindern. Zweitens: muss alles sein, gehört zum Aufwachsen eben dazu, ebenso wie Rennen, Brüllen, Quengeln, Poltern, Hämmern, Weinen, Singen und Lachen, und dass man das vor dreißig, vierzig, fünfzig Jahren mitunter durch Strenge und Bestrafung zu unterdrücken wusste, war, wie man heute eben weiß, der Entwicklung von Kindern nicht zuträglich. Drittens werden verantwortungsbewusste Eltern ihren Kindern dennoch auch beibringen, Rücksicht auf ihre Mitmenschen zu nehmen.

Manche Länder, die Steiermark zum Beispiel, haben längst Gesetze, die ausschließen, dass Kinderlärm als ungebührlich oder störend geklagt und damit unterbunden werden kann. Die Initiative der NEOS, das endlich auch bundesweit zu verankern, ist deshalb nur eins: längst überfällig.