Kolumnen/Knecht

Fröhliches Glücksmuskel-Training

Am letzten Tag des alten Jahres habe ich endlich Stefan Sagmeisters "Happy Show" gesehen, und eine bessere mentale Basis für den Start ins neue Jahr ist kaum denkbar. Falls Sie noch nicht in der Ausstellung im MAK waren: Der Grafik-Designer Sagmeister zeigt in der "Happy Show", wie er mit diversen Maßnahmen probiert, ein glücklicheres Leben zu führen, bzw.: Er versucht, zu ergründen, was Menschen glücklich, selbstbewusst und zufrieden macht und welche Voraussetzungen oder Gewohnheiten einen tendenziell eher unglücklich werden lassen.

Es ist ein Spiel mit Gedanken und Worten, mit denen Sagmeister das macht, was er wirklich sehr gut kann: Er bringt sie in Form, er macht sie in Wort, Schrift und kleinen Filmen mit viel Leichtigkeit, Fantasie und Humor lebendig und spürbar. Das ist einprägsam, berührend und anregend, weil man ganz automatisch jeden von Sagmeisters Leitsätzen auf das eigene Leben überträgt oder überprüft, ob die jeweilige Maxime für das eigene Dasein schon gilt oder praktikabel erscheint.

Letztlich geht es Sagmeister darum zu beweisen, dass Glück erlernbar ist: Nicht nur der Körper lässt sich trainieren, sondern auch die Psyche. Und das Glück, denn der alte Sager vom Glück als Muskel scheint tatsächlich zu stimmen: Je mehr man dafür tut, desto stärker wird es. Das braucht manchmal Überwindung, Ausdauer und Mut.

Weil das Datum zu guten Vorsätzen verleitet: Sagmeisters Wandbild "Everything I do always comes back to me" ist auch eine gute Maxime für ein neues Jahr: Alles was ich mache, fällt auf mich zurück. Das Gute und das Schlechte. Und vielleicht ist auch eine seiner Privat-Maximen adaptierbar: "Having guts works out for me" (Mich etwas zu trauen rechnet sich für mich.)

Apropos trauen: Am Eingang der Show gibt es einen kleinen Glückskarten-Automaten. Auf meiner Karte stand, ich solle einen Spinnen-Tanz aufführen. Habe ich gemacht. Ich glaube, ich bin schon drei Prozent glücklicher. 2016 fängt gut an.