Frauen sind keine Nische
Von Doris Knecht
Gestern wurde hier über die Oscar-Roben gelästert, heute entnehme ich der Süddeutschen eine andere Fesch-Geschichte. Die bayrische Polizei bekommt neue Uniformen, die Beamtinnen und Beamten durften sich dazu aus einer Palette von Vorschlägen die gefälligsten aussuchen. Gewonnen haben, tadaaa, die Uniformen der Österreicher. Kein Wunder: gute Farbe, tadellos geschnitten, frei von retromonarchistischem Schnickschnack, unmartialisch, aber respektabel. Mit so einer Panier kann man sich sehen lassen, damit geht man gern auf die Straße, man versteht die Bayern gut.
Noch etwas zu den Oscars; konkret zur Dankesrede von Cate Blanchett. Das war nämlich eine gute Rede. Erstens schluchzte Blanchett sich nicht durch einen endlosen Dankessermon, sondern trat als selbstbewusste Frau auf, die einen Preis entgegennimmt, den sie sich mit viel Talent und noch mehr harter Arbeit verdient hat. Zweitens hatte sie eine verbreitenswerte Botschaft, die das wachsende Selbstbewusstsein von Frauen abbildet, das derzeit in vielen gesellschaftlichen Bereichen deutlich zu spüren ist.
Sie sagte: „Und ein Dank an … jene von uns in der Filmindustrie, die sich noch immer dümmlich an die Idee klammern, dass Frauen-Filme, Filme mit Frauen im Zentrum, eine Nische seien. Das sind sie nicht: das Publikum will solche Filme sehen, und man verdient mit solchen Filmen Geld. Die Welt ist rund, Leute.“
Was Blanchett sagte, gilt für alle Kulturbereiche, Literatur, Theater, Kunst. Chick-Flicks, Frauen-Literatur, Emanzen-Theater: gerne werden Kunstproduktionen von, mit und um Frauen als nicht realitätsexemplarisch abgetan, ja, abgewertet. Belächelt als Nischenprodukte für eine zwar große, aber doch irgendwie unqualifizierte Gruppe mit minderen Qualitätsansprüchen und banalen, wenn nicht triviale Interessen. Im Film mag es noch anders sein, aber gerade in der Literatur sind es vor allem die Frauen, die Bücher lesen, kaufen, zu Bestsellern machen. Wir sind das Publikum: höchste Zeit, uns ernst zu nehmen.