Essen immer und überall
Von Doris Knecht
Ich muss alles über Essgewohnheiten und ihre Folgen lesen
über das Essen
Schreibt mehr Studien über Essen, seine Folgen und die diversen Gepflogenheiten der Nahrungsaufnahme: Ich liebe es. Ich weiß nicht warum: Ich muss alles über Essgewohnheiten und ihre Folgen lesen: nicht ungern auch Untersuchungen, die sich komplett widersprechen und das entschiedene Gegenteil einer anderen Studie ermittelt haben. Wo immer mir Studien im Internet begegnen, ich muss sie anklicken.
Aktuell stolperte ich über einen orf.at-Bericht über eine Untersuchung eines Instituts für Biological Studies in San Diego , im Rahmen derer die 150 Teilnehmer gebeten wurden, ein paar Wochen lang ihr Essen zu fotografieren. Und zwar mit einer Handy-App, die die Fotos dann sofort nach bestimmten Kriterien auswerteten.
Heraus kam im Wesentlichen eins: Die Leute essen immer und überall. Und das ist auch das Problem. Früher, in Prä-Fast-Food-Zeiten, als Mahlzeiten und Nahrungsmittel noch nicht permanent verfügbar waren, was es üblich, den Tag mit streng akkordierter Nahrungsaufnahme zu strukturieren, alle anderen Tätigkeiten dafür zu unterbrechen, und in diesem Sinne die Nahrungsaufnahme als Pause, Erholung und auch als zuverlässige Familien-Zusammenkunft zu zelebrieren.
Im Vergleich dazu ist Essen längst zu einem großen, oft fast schon unbemerkten Nebenbei geworden, das jeder für sich alleine macht. Und keineswegs, wie dazumal üblich, immer an einem Esstisch: man isst im Auto, (leider und trotz Verbots) in öffentlichen Verkehrsmitteln, während der Arbeit am Computer, am Klavier, während des Surfens im Netz, beim Fernsehen und sogar im Bett. (Bei letzterem handelt es sich um eine Verhaltens-Aberation, die ihrer Autorin zugegebenermaßen nicht vollständig fremd ist, sondern anlassbedingt zelebriert wird. Wobei die Erfahrung zeigt: Die meisten Speisen lassen sich mit geeigneten Hilfsmitteln einigermaßen würdevoll auch im Bett verspeisen; dringend abzuraten ist allerdings von embeddedem Verzehr von Nudelsuppe.)
In der Studie geht es dabei vor allem darum, die Umstände zu ergründen, die für die 34 Prozent krankhaft Übergewichtigen in den USA verantwortlich sind. Diese Essgewohnheiten gehören dazu. Die Rückkehr zu strikten drei Mahlzeiten am Tag wäre so gesehen wünschenswert. Und ist extrem unwahrscheinlich.