Es ist nicht, was Sie denken!
Von Doris Knecht
Der Paketbote glaubt bestimmt, man sei kaufsüchtig. Täglich um halb neun klingelt er und gibt ein oder zwei Packerln ab, meistens schon öfter benutzte und deshalb mit viel Tixo verschnürte Pappkartons, manchmal aber auch Pakete von Textil- und Schuhversänden. Von denen man fast alle wieder zurückschickt, was der Paketbote aber natürlich nicht wissen kann, denn damit hat er nichts zu tun. Der Paketbote muss definitiv glauben, man leide böse unter Oniomanie, und zwar unter einer ganz schlimmen, verschärften Form dieses Leidens, einer, die definitiv nach professioneller Hilfe verlangt.
Der Paketbote sagt aber nichts, nie. Der Paketbote ist, um hier einmal ein ausgesprochen dickes Lob Richtung ULP zu schicken, immer freundlich. Er fragt auch nicht, er schaut nicht einmal komisch. Er klingelt, steigt aus dem Fahrstuhl, lächelt, sagt guten Morgen, reicht dieses elektronische Unterschriftsdings und gibt die Pakete ab.
Vor ein paar Tagen, als der Bote mit gleich drei tixoverpickten Packerln erschien, fühlte man sich bemüßigt zu erklären, dass man keineswegs unter einer furchtbaren Zivilisationskrankheit leide, sondern sich gerade ein Arbeitszimmer einrichte, und zwar vorwiegend via eBay. Weil die meisten Sachen, die man in so einem Arbeitszimmer braucht, braucht wer anderer nicht mehr, und sehr oft sind sie auch noch schöner als neue. (Der Gatte möchte wissen, warum man für ein einziges Arbeitszimmer neun Lampen braucht, aber erstens sind es nur acht, und zweitens wird er das dann schon sehen.)
Natürlich erklärt das nicht die Schuhkartons, aber. Dem Boten scheint es egal zu sein, er nickt nur, er lächelt, schönen Tag noch. Danke, Ihnen auch.