Meinung/Kolumnen/Knecht

Dunkelradeln gegen das System

Vermutlich stecken da irgendwelche ideologischen Rebellionsgründe dahinter

Doris Knecht
über Dunkelradler

Was ich nicht verstehe: Radler, die im Dunkeln ohne Licht fahren. Gestern bin ich wieder einem begegnet, der Versuch, eine vernünftige Motivation dafür zu ergründen, scheiterte: Wogegen protestiert der Dunkelradler? Gegen die aufoktroyierten Dogmen des bösen Helligkeitssystems, oder was? Ich habe einmal, lang ist’s her, in einer Wohngemeinschaft mit einem gewohnt, der gegen die sauberkeitsfanatische, hygienezwänglerische Seifengesellschaft protestierte, in dem er sich nicht die Zähne putzte, sich nicht duschte und nicht wusch. Der Umstand, dass er auf dem Bau arbeitete, machte die Situation für seine Mitbewohner nicht gustiöser. Aber immerhin hinterließ dieser Protest bei seiner Umwelt einen gewissen Eindruck (der allerdings dazu führte, dass ihn seine Mitbewohner irgendwann einfach buchstäblich nicht mehr riechen konnten und nach einigen Diskussionen schließlich hinauswarfen.)

Während die Dunkelradler vor allem auf sich selbst Eindruck machen, ebenfalls einen buchstäblichen, nämlich einen schmerzhaften und mitunter tödlichen, wenn sie von Autofahrern nicht gesehen und niedergeführt werden. Wie kann man das wollen – bzw: Wie kann man das nicht unbedingt verhindern wollen, indem man sich schleunigst ein Licht zulegt? Was in Zeiten von günstigen und wirksamen LED-Lampen und Reflektoren in allen Farben und Formen wirklich nicht so schwer ist. Aber vermutlich stecken da eben auch noch irgendwelche ideologischen Rebellionsgründe dahinter, die meinereins nicht nachvollziehen kann. Meinereins findet Dunkelradeln einfach nur vollkommen bescheuert. Aber, wie hier schon öfter bemerkt wurde: Bescheuerte gibt’s wie überall eben auch unter den Radfahrern. Wie jener, von dem sich Leser Michael H. kürzlich am Fußgängerübergang fast niederführen und dafür noch mit „Oaschloch, deppates“ grüßen lassen musste. Der Übergang hatte übrigens eine Ampel und die war grün. Es sei hiermit zurückgegrüßt.