Die Rückkehr des Rucksacks

Was in Berlin noch auffiel: Die Rückkehr des Rucksacks. Der hatte in den letzten Jahren, nach einem dynamischen Hoch in den Neunzigern, einen Renommee-Rückschlag erlitten, einen Backpackbacklash sozusagen, jedenfalls in modischer Hinsicht. Erwachsenen Menschen, die immer schon mehr dem Praktischen denn dem Schicken verbunden waren, war das egal, die anderen hängten sich ihre Taschen, klein und groß, nun durchwegs rückenruinös über die Schulter.

Jetzt ist der Rucksack retour, und jedes Hipster-Mädchen und jeder junge Herr mit Bart in Kreuzberg, Mitte und Prenzlauer Berg und vermutlich eh auch schon in Wien-Neubau hat einen am Buckel, egal, ob mit dem Rad unterwegs oder per Pedes. Der neue Muss-haben-Rucksack ist übrigens kein Hightech-Funktionsbehältnis mit atmungsaktivem Rückenpolster, sonnenkollektorenbetriebenem Elektro-Zipp und einem im Seitenfach versteckten 15-Mann-Zelt samt vollelektronischer Feldküche.

Sondern ein ganz altmodischer Sack aus festem, vorzugsweise einfärbigem Segeltuch, mit Rücken-Riemen und Schnallen-Verschlüssen aus ungefärbtem Leder: Er kommt mit seinen ein, zwei oder drei riemenverschlossenen Vorder-Taschen daher wie die alten Wanderrucksäcke,wie ihn ihre Autorin in trendsicherer Voraussicht vor einiger Zeit auf einem Flohmarkt erstanden hat: olivgrün, mit einem Schnürl zum oben Zuziehen und fesch abgegriffenen Lederriemen auf den Taschen-Klappen.

Die Rückkehr des Rucksacks ist, solange er wirbelsäulenschonend auf den Rücken geschnallt wird, eine gute Nachricht. Leider auch für Taschendiebe, die dadurch unbemerkt seinen Inhalt reduzieren können, wie eben erst Leserin Brunhilde K. bitter erfahren musste: Der wurde in der U-Bahn, in der sie mit ihren Enkeln unterwegs war, die Geldbörse aus dem Rucksack gestohlen, mit allen Karten und 60 Euro Bargeld, was sie insgesamt 150 Euro kostete „beinah die Hälfte meiner Pension“. Das würde Frau K. dem Räuber gerne sagen. Nur falls er das hier zufällig liest.