Das letzte gallische Dorf
Von Doris Knecht
Immer mehr Lokale lassen ihre abgeschlossenen Raucherräume auf.
über das Rauchen
Fortsetzung rauchen. Beziehungsweise: nicht mehr rauchen. Und nicht mehr rauchen lassen. Was auffällt: Immer mehr Lokale lassen ihre abgeschlossenen Raucherräume auf, seit gestern z. B. auch das Wetter am Yppenplatz.
Das Wetter, ein mit einer Haube ausgezeichnetes und dennoch unkompliziertes Restaurant, hatte bisher einen abgetrennten Raucher- und einen großen Nichtraucher-Bereich, in dem sich auch die Bar und der Zugang zu den Toiletten befanden. Also alles genau so, wie es das österreichische Tabak-Gesetz vorschreibt.
Dennoch wird im Wetter ab sofort nicht mehr geraucht: Und zwar weil, wie Wirt Retus Wetter sagt, immer mehr Gäste kämen, die ein völlig rauchfreies Restaurant schätzten. Auch die, die selber rauchen, das aber immer selbstverständlicher draußen an der frischen Luft tun, um denen drinnen nicht die Freude am guten Essen zu verderben. Man werde, sagt Wetter, das Rauchverbot am späten Abend, wenn kein Essen mehr serviert werde und alle Kinder längst im Bett sind, mitunter etwas lockern, wenn es die Gäste wünschten. So halten es viele Restaurants, auch in Deutschland, wo der Nichtraucherschutz viel ernsthafter gehandhabt wird, und so scheint es am praktikabelsten.
In Österreich dagegen ... Kürzlich war man in einem großen, ein-räumigen Kaffeehaus in der Innenstadt, in dem, mitten am Tag, so völlig selbstverständlich geraucht wurde, als hätte es in Österreich nie ein Gastronomie-Rauchverbot gegeben. Natürlich: Rauchende Wien-Touristen finden es ganz super, dass sie hier unvermutet im letzten gallischen Dorf gelandet sind, in dem die Rechte von Rauchern vor den fanatischen Ideen der irren Gesundheits-Fundamentalisten ringsum noch sicher sind und gegen die grotesken Forderungen der militanten Nichtraucher mit Wumm verteidigt werden. Immerhin: auch in dem Café wirkten die Raucher irgendwie ein wenig schuldbewusst. Vielleicht greift doch langsam etwas.