Das Gemeinsame sehen
Von Doris Knecht
Der Bürgermeister hat sie gestellt, viele haben sie beantwortet, emotional oder sachlich. Die meisten Verkehrsexperten kommen zu einem ähnlichen Schluss wie diese Kolumne: Nummerntafeln für Fahrräder seien eher unnötig, weil viel Aufwand und Kosten für wenig Nutzen.
Natürlich sind Fußgängerinnen und Fußgänger, die selbst nie mit dem Rad fahren und diesem Verkehrsmittel und seinen Nutzern deswegen mit einem gewissen ängstlichen Argwohn gegenüberstehen, eher für die Kennzeichnung. Während, nona, Gewohnheitsradfahrer tendenziell dagegen sind, vor allem die, die sich verantwortungsbewusst durch die Stadt bewegen.
Ich fand Leser R.s Mail dazu sehr vernünftig, der schreibt, er sei "fünf Mal pro Woche mit dem Fahrrad in Wien unterwegs (den Rest mit Rennrad im Weinviertel). Die dramatischen Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern, wie sie vor allem in Leserbriefen beschrieben werden, habe ich noch nie erlebt."
Dem schließe ich mich an, ich wurde nur kürzlich nachts von einer Fußgängerin völlig zu Recht für ein mir nicht bewusstes Vergehen gemaßregelt, entschuldigte mich und wir verblieben in gegenseitiger Freundlichkeit. Ist natürlich nicht immer so, dennoch scheint es vernünftiger, zwischen Fußgänger- und RadfahrerInnen lieber das Gemeinsame als das Trennende zu suchen: Dass beide Gruppen auf ihrem Weg durch die Stadt die Luft nicht vergiften, keinen Motorenlärm erzeugen und etwas für die Gesundheit tun. Lassen wir uns nicht große, massive Konflikte einreden: Lösen wir lieber die kleinen, mit Höflichkeit und Rücksicht.