Das Conchita-Wunder
Von Doris Knecht
Sie hat einfach konsequent alles richtig gemacht
über den Song-Contest
Wenn Sie diese Kolumne lesen, gibt es eine neue Song-Contest-Siegerin oder einen neuen Sieger – und Conchitas erstes großes Jahr ist vorbei. Sie wissen ja nun wohl langsam, dass ich Conchita-Fan bin. Das Beste daran: Sie enttäuscht einen nicht. Nicht ein einziges Mal bisher.
Das ganze Jahr über – man kann das auch in dem schönen ORF-Porträt "Conchita – Unstoppable" nachsehen – hat Conchita nicht einen Fehler gemacht. In Tausenden Interviews hat sie kein einziges Mal etwas Ungeschicktes oder Dummes gesagt, sie wurde, obwohl es fraglos ein unendlich anstrengendes und stressiges Jahr für sie gewesen sein muss, nicht ein Mal bei einer Unfreundlichkeit ertappt, und man nichts gesehen, nichts gehört und nichts gelesen von Arroganz oder auch nur allerkleinsten Allüren.
Sie hat alles, was ihr Sieg an Anerkennung, Ruhm, Prominenz und internationaler Popularität brachte, mit Freude, Dankbarkeit, Bescheidenheit und ihrem unglaublichen Strahlen angenommen. Selbst wenn ihr Menschen offen Beleidigungen ins Gesicht warfen, oder sich, wie in dem Beitrag zu sehen, weigerten, ihr die Hand zu schütteln: Sie blieb immer höflich. Sie hat einfach konsequent alles richtig gemacht. Ein kleines Wunder, vor allem für jemand, der gerade einmal 26 Jahre alt ist.
Es ist interessant, dass in dem ORF-Porträt ausgerechnet Markus Rogan interviewt wurde, der nach seinem Olympia-Silber ähnliche Sympathiewerte hatte wie Conchita nach ihrem ESC-Sieg, und der dann gezeigt hat, wie man es lieber nicht macht. Conchita dagegen hat selbst noch nette Worte für die Menschen, die sie im Internet mit Hass überschütten: "Es tut mir", sagt sie in dem Porträt, "ein bisschen leid (für sie), dass sie ihre Zeit nicht in etwas investieren, das ihnen Freude bereitet."
Der Song Contest ist vorbei, es lebe der neue Sieger. Und Conchita wünschen wir noch viele weitere ganz große Siege. Denn kann man Conchita sehen und nicht lächeln? Ich nicht. Danke,Conchita.