Meinung/Kolumnen/Knecht

Da kann man nichts machen

Frau G. war mit ihrer dreijährigen Tochter Constanze in einer Zweigstelle der Büchereien gewesen

Doris Knecht
über Mitarbeiter-Toiletten

Leserin Petra G. leitet mir ein erbostes Mail weiter, das sie an die Städtischen Büchereien geschrieben hat. Folgendes hatte sich zugetragen. Frau G. war mit ihrer dreijährigen Tochter Constanze in einer Zweigstelle der Büchereien gewesen. Sie sagte auch, welche, aber weil das hier kein Pranger ist, sondern es um etwas Grundsätzliches geht, lassen wir sie ungenannt. Jedenfalls musste das Kind zur Unzeit auf die Toilette, und Pech, es gibt in jener Zweigstelle kein Kunden-WC. Die Dame fragte also eine Mitarbeiterin, ob sie mit dem Kind die Mitarbeiter-Toilette benutzen dürfe.

Wer Kinder hat, kennt das. Ihre Autorin hat mit ihren Kindern schon viele Angestellten-Toiletten von innen gesehen, die ihr von freundlichen Mitarbeiterinnen aufgesperrt wurden, auch wenn es eigentlich nicht vorgesehen war: Die hatten wahrscheinlich selber Kinder und wussten, dass derlei halt vorkommt; die Natur, da kann man nichts machen.

Die Mitarbeiterin, an die Frau G. geriet, hatte allerdings entweder keine Kinder oder einen schlechten Tag oder was auch immer. Sie beauskunftete die Bitte der Leserin so: „Wir haben keine öffentliche Toilette“. Und sie blieb dabei. Worauf die Mutter mit ihrer Kleinen hinaus in die Kälte musste, damit es sein Problem dort zitternd in einem Schneehaufen zwischen zwei geparkten Autos erledigen konnte. Sie habe sich gedemütigt gefühlt, schreibt Frau G., „wie ein Mensch letzter Klasse“.

Das ist ungut. So sollte man mit KundInnen nicht umgehen, auch nicht, wenn sie erst drei Jahre alt sind. Abgesehen davon ist es ein bisschen merkwürdig, dass die Städtischen Büchereien, in denen doch die Menschen ihre Nasen ausgiebig in Bücher stecken und Eltern ihren Kindern ohne Zeitdruck die Pracht und Vielfalt der Literatur nahebringen sollen, über keine Kundentoiletten verfügen. Solle sie, fragt Frau G., nächstes Mal „vorsorglich einen Kübel mitführen“? Man würde meinen, das sollte in der Weltstadt Wien eigentlich nicht notwendig sein.