Buben machen so was nicht
Von Doris Knecht
In Deutschland herrscht Aufregung über neue pinkfarbene Überraschungsseier, die typisches Mädchenspielzeug enthalten – oder was man dafür hält. Feministinnen kritisieren, das zementiere Geschlechter-Stereotypen. Stimmt. Nur, dass es dabei nicht um die Mädchen geht, sondern um und gegen die Buben.
Denn für Mädchen ist es längst normal, dass sie, gefördert von ihren Eltern, mit Autos, Bionicles, Werkzeug und Fußbällen genauso selbstverständlich spielen wie mit Barbies, Mini-Ponys und Tütüs. Ebenso, dass Mädchen Hosen, Kapuzenjacken, Sneakers, Röcke und Leggins in allen Farben tragen: Lila und Pink, Schwarz, Grau und Blau, kommt ganz auf die Phase an. Buben werden, ob sie wollen oder nicht, solche Phasen nicht gestattet – von Spielzeugherstellern, der Kinderbekleidungsindustrie und von ihren Eltern, die bei und in ihren Söhnen stur jene alten Stereotypen weiterbetonieren, die bei Töchtern vermieden werden.
Ich kenne sehr wenige Eltern, die ihrem kleinen Buben rosa Strampler und pinke Jacken anziehen oder ihm ein lila Kuscheltier kaufen. Die meisten werden noch immer in Blau, Grau und Grün, Beige und Braun gekleidet, mit höchstens ein bisschen Gelb, Orange und Rot: Rosalilapink und Barbiepuppen sieht man sehr selten an Buben, Röcke, Kleidchen und Leggins nie. Liegt das an den Buben? Wohl eher an einer Gesellschaft, die derlei stigmatisiert. Darum geht es auch bei den pinkfarbenen Eiern: Buben sollen bloß nicht irrtümlich mit "Mädchenzeug" überrascht werden. Ein Exempel dafür, dass nicht mehr die Mädchen die Opfer von Genderstereotypen sind: Es sind die Buben, die noch immer in klassische Geschlechtermustern eingesperrt werden; lebenslänglich.