Billig, aber leider aus
Von Doris Knecht
(Ich wollte sagen: Öffi-Tarif, aber Leser Peter R. fordert mich dringend auf, dergleichen zu unterlassen. Das sei "ein Rückfall in die Kinderphase" und "zu verurteilen, weil es unserer Sprache schadet". Aha.) Jedenfalls: Jahresnetzkartenbesitzer können nun für einen Euro pro Tag öffentlich durch ganz Wien fahren. Schön. Und wir wollen das nicht schlechtsudern. Aber.
Zu befürchten ist, dass das ein bisschen wird wie bei den Gratis-Kindergärten: Die Idee ist schön, erzeugt aber leider nicht die Maximal-Euphorie, wenn nicht genügend Plätze da sind. Sondern im Gegenteil: Enttäuschte bis verzweifelte Mütter und Väter von Kleinkindern bekommen eine Absage nach der anderen. Besonders wenn sie den Fehler machen, mit ihren Kindern in innerstädtischen Ballungsräumen zu leben: Leider, kein Platz mehr frei.
So ähnlich könnte es auch Besitzern der neuen Jahresnetzkarte ergehen: Man hat sich eine Beförderungsberechtigung erworben, aber die Beförderung wird zum Problem, weil das Kalkül vermutlich aufgehen wird: Mehr Leute werden öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Noch mehr Leute als eh schon, und das sind oft schon viel zu viele.
Leser Peter Z., normalerweise kein Öffibenutzer und damit genau die Zielgruppe für die neue Netzkarte, berichtet: "Ich musste die letzten sechs Wochen die Öffis, die oft sehr überfüllt waren, benützen. Als normaler Verkehrsteilnehmer ist einem das ja durchaus zumutbar. Ich habe aber fast in jeder Station gesehen wie verzweifelte Mütter mit Kinderwagen einfach nicht in den Zug hineinkonnten."
Ihre Kolumnistin teilt diese Beobachtung beinahe jedes Mal, wenn sie zu Berufsverkehrszeiten mit der U-Bahn fährt. Ab jetzt vermutlich noch öfter.