Meinung/Kolumnen/Knecht

Anti-Winter-Wärme-Infusion

Die Suppen von vorvorgestern – ein Mal Karotte, ein Mal Hendl – haben der p.t. Leserschaft so gut geschmeckt, dass wir gleich weiterkochen. Wird ja auch nicht wärmer, vorläufig, deshalb zuerst und noch einmal: Tee. Es gab ja eine Konfusion darüber, wie Heißgetränke auf Wasserbasis, die nicht mit original Teeblättern zubereitet werden, korrekterweise zu benamsen seien. Es wurden diverse Vorschläge eingebracht, aber die entscheidenden Hinweise gaben schließlich Leserin Eva H. und Leser Friedrich P.: Der offizielle Ausdruck sei "Infusion".

Das scheint zu stimmen, macht aber nicht froh. Im Gegenteil. Infusion? Echt jetzt? Damit verbinden zirka 95 Prozent der deutschsprachigen Menschheit Unangenehmes: Eine Infusion wird einem gesetzt, wenn einem etwas fehlt, wenn man krank ist, meistens in der Sterilität eines Krankenhaus.

Es werden einem dafür Löcher in Haut und Venen gestochen, was, je nach Virtuosität des Ausführenden, eine schmerzhafte Angelegenheit sein kann. Und ausgerechnet das Wort für diese Quälerei sollen wir nun für unser liebstes oder zweitliebstes Warmgetränk verwenden? Dann doch lieber weiterhin und gerne auch fälschlicherweise: Tee.

Jetzt aber die perfekte Wintersuppe: Gerstensuppe, wie von Muttern. Geht so: weiße oder Wachtelbohnen ein paar Stunden einweichen und in ungesalzenem Wasser nicht zu weich kochen. Geschältes und klein geschnittenes Suppengrün, eine Tasse Gerste, ein Stück Geselchtes mit zwei bis drei Liter Wasser, Salz und Pfeffer zirka eine Stunde köcheln lassen. Fleisch heraus, so viel man will davon klein gewürfelt zusammen mit den Bohnen wieder hinein, fertig. Erstklassige Wärme-Infusion, von der angenehmen Sorte.