Anmeldung bis Annuität
Von Doris Knecht
Anmeldung bis Annuität.
über das Facebook-Kettenspiel
Wird dieser Tage gern auf Facebook gespielt: das Seite-52-Spiel. Es ist eine Art Kettenspiel, harmlos, bei dem eine Statusmeldung kopiert und ergänzt wird. Sie lautet – aus dem Englischen übersetzt – so: „Es ist International Book Week. Die Regeln: Schnapp dir das nächstgelegene Buch, schlag Seite 52 auf und poste den fünften Satz als deinen Status. Erwähne nicht den Titel.“
Natürlich findet man in diesen Status nur die wunderbarsten und/oder entlegendsten Zitate, und das gilt auch für Ihre Autorin: „Der Einwand lässt sich auch heute noch gegen ein Haus erheben; es ist ein so schwerfälliger Besitz, dass wir darin oft eher eingesperrt als wohnlich untergebracht sind, und die unerwünschte Nachbarschaft, der es zu entgehen gilt, ist unser eigenes schäbiges Selbst.“
Es handelt sich dabei um ein Zitat aus „Walden“ von Henry D. Thoreau, das weder die Meinung der Autorin wiedergibt, noch entspricht seine Wahl der Tatsache, dass es sich dabei um das nächstgelegene Buch auf ihrem Schreibtisch handelt. Am nächsten lag nämlich eines ihrer eigenen. Am zweitnächsten ebenfalls. Nr. drei, und das wird viele Leserinnen und Leser mit verhaltenem Optimismus erfüllen: Das „Österreichische Wörterbuch“, das sich auf Seite 52 immer noch dem Buchstaben A widmet, von „ Anmeldung“ bis „Annuität“, allerdings unter vollumfänglichem Verzicht auf vollständige Sätze. Nummer vier in der Reihenfolge der nächstgelegenen Bücher ist, und jetzt wird’s peinlich, der Horror-Schocker „Sofort das richtige Fremdwort“ von Wolf-Ulrich Cropp. Mit der Nummer fünf, den „Liebesgedichten“ von W. H. Auden hätte man nicht ungern angegeben, allerdings steht dort auf Seite 52 nur der letzte Satz seines Gedichtes „Oxford“: „A low unflattering voice / That sleeps not till it find a hearing.“
So wurde es also die Nummer sechs, der Thoreau. Und auch wenn etwas Derartiges wie eine „International Book Week“ überhaupt nicht existiert, so ist es dennoch ein nettes Spiel.