Schimpfen, streiten, beleidigen
Von Doris Knecht
Schimpfen, streiten, beleidigen.
über Amanda Palmer
Kennen Sie Amanda Palmer? Falls nicht, so kennen Sie, wenn Sie einen Fernseher besitzen, ihre Stimme, aus einem der Songs ihrer ehemaligen Band Dresden Dolls: „Coin-Operated Boy“, den Darbo als Soundtrack für einen Spot wählte.
Ich bin kein großer Fan der Musik von Amanda Palmer, aber ich schätze Amanda Palmer. Sie ist eine dieser jungen Frauen, von denen ich glaube, dass sie dazu beitragen, die Welt ein bisschen besser zu machen: durch die Art, wie sie sind, leben und arbeiten, durch ihre Haltung, ihren Mut, ihr Selbstbewusstsein, ihren Feminismus, ihre Offenheit, ihr gesundes Körpergefühl. Palmer ist 38 und Amerikanerin: sehr viele junge Frauen halten sie für die coolste Frau der Welt. Sehr viele junge Männer ebenfalls. Für eine Underground-Musikerin, die ihr letztes Album via Kickstarter finanzierte (und dafür in den Wohnzimmern ihrer Förderer auftritt), hat sie erstaunlich viele Fans: auf Twitter folgen ihr fast eine Million Menschen, auf Facebook hatte sie gestern 235.153 Fans.
Für die hatte sie kürzlich eine Botschaft, fast naiv simpel, aber trotzdem wichtig, in Zeiten, in denen so viele Menschen im Internet so hasserfüllt und rücksichtlos auf andere losgehen, dass einem mitunter bang wird. Auch Palmer hat, wie jeder Mensch, der in irgendeiner Form in der Öffentlichkeit steht, mit diesem Hass zu tun. Palmer schreibt, wie sie „die Temperatur in verschiedenen Teilen des Internets“ beobachte und die Brutalität, mit der die Leute teilweise miteinander umgehen. Aber auch, wie die Menschen einander über das Netz helfen und unterstützen, sich verbinden und inspirieren; und dafür sei, ihrer Meinung nach, das Netz da.
Sie, Palmer, habe vier Grundsätze: Niemanden beschimpfen. Niemanden beleidigen. Keinen Streit anfangen, wenn jemand sie beleidigt. Und niemandes Gefühle verletzen. So einfach ist das, noch einfacher sogar: „Seid nett“, schreibt sie am Ende ihres Postings, „seid nett zueinander“. Fast naiv einfach, wie gesagt; aber wirken tut es.