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40 Tage Auszeit

Eh nur bis Ostern!

Doris Knecht
über die Fastenzeit

Gestern hat die Fastenzeit begonnen, die auch von vielen Ungläubigen als Auszeit vom normalen Leben angenommen wird. 40 Tage, in denen man es anders macht als sonst das ganze Jahr. 40 Tage, an denen man Gewohnheiten, die einem eh nicht so guttun, die sich zusehends in den Alltag eingeschlichen haben, kurzfristig und versuchsweise ablegt und damit auf ihre Notwendigkeit oder auch ihre Körper- und Seelenverträglichkeit abtestet.

Um vielleicht draufzukommen: Es geht ja ohne, und vermutlich wär’s ohne auch mittelfristig besser und womöglich sogar endgültig. Vielleicht aber auch nicht, und man freut sich ganz ungemein darauf, das, was man sich in den 40 Tagen versagt hat, wieder aufzunehmen. Und sich auf etwas freuen, so richtig lange vorfreuen, das hat man ja heutzutage nicht mehr so oft. Gibt ja immer alles sofort im oder via Internet, muss man nur herunterladen oder express bestellen, in der einen Minute gewünscht, in der nächsten schon da. Sich 40 Tage auf etwas freuen: das ist ziemlich altmodisch. Da werden Kleinigkeiten groß: Ein Glas Bier nach 40 Tagen ohne Alkohol, ein Wiener Schnitzel in der luftigen Panier nach 40 Tagen ohne Fleisch.

Oder man macht einmal 40 Tage ohne Facebook. Oder 40 Tage ohne Fernsehen. Kauft 40 Tage nichts. Verzichtet 40 Tage lang auf das Auto. Macht 40 Tage lang regelmäßig Bewegung und Sport, in der Hoffnung, es werde zur Gewohnheit. Raucht 40 Tage nicht; erst einmal, und dann vielleicht einfach weitermachen.

Oder man verzichtet 40 Tage auf Süßigkeiten, wie wir es als Kinder gemacht haben, und je mehr das große Zuckerl-Glas sich füllte, desto schrecklicher wurde es. Man könnte auch einmal 40 Tage lang, alles, was man herausräumt, gleich wieder zurückräumen. Oder 40 Tage lang jedem Bettler, der einen auf der Straße anspricht, etwas geben. Oder freundlich sein, ganz entschieden freundlich und nett, 40 Tage lang. Eh nur bis Ostern! Dann werden wir wieder ganz die Alten.